450 Parkplätze mussten auf dem Parkplatz C des Wiener Flughafens dem Moxy-Hotel weichen.

Foto: Moxy / Cathrine Stukhard

Wirklich ungewöhnlich ist die Bauweise.

Foto: Moxy / Cathrine Stukhard

"Sei einmal leiwand", steht auf einem der Polster in der Lobby. In die Wand ist ein altes Straßenschild mit der Aufschrift "Burgring" einbetoniert. Und an der Self-Service-Bar gibt's "Kas", "Müch" und "Tschoklad". Das neue Moxy-Hotel auf dem Flughafen Wien-Schwechat, das kürzlich eröffnet wurde, ist in der Tat außerordentlich leiwand. Dazu passt nicht nur der als Pingpongtisch getarnte Besprechungstisch im anmietbaren Konferenzzimmer, sondern auch die immer wieder pinken Accessoires. Und natürlich das Du-Wort in Ikea-Manier.

Der General Manager heißt "Captain"

"Grüß dich, ich bin der Dorfer Michael", sagt der General Manager des ersten Moxy-Hotels Österreichs, der hier aber nicht General Manager heißt, sondern Moxy-Captain genannt werden will. Mit 405 Gästezimmern bekommt das etablierte Flughafenhotel NH (499 Zimmer) allein schon quantitativ ordentlich Konkurrenz. Aber auch qualitativ, denn das Moxy – trendige Tochter der Marriott-Gruppe und das aktuell größte Moxy weltweit – dringt als Budget-Luxury-Produkt in den Markt und bietet dem Gast zwar nur Select-Service an, dafür aber rund um die Uhr. Betrieben wird das Hotel als Franchise-Modell von der Bierwirth & Kluth Hotelmanagement GmbH.

Eingecheckt wird direkt an der Bar, wenn der Rezeptionist zu nächtlicher Stunde nicht gerade einen Moxy-Signature-Drink schüttelt. "Bei uns fließt das alles zu einer einzigen Wohlfühlzone zusammen", sagt Captain Dorfer. "Wir haben chillige Musik, echt gutes Essen und Spieleabende mit Tischfußball und Bingo." Ab 99 Euro pro Zimmer – der konkrete Preis wird geyieldet und passt sich der aktuellen Nachfrage an – ist man mit von der Partie. Das Frühstück gibt's um zehn Euro extra.

Kurze Bauzeit

Das wirklich Ungewöhnliche am neuen Moxy ist aber nicht der vielzitierte Moxy-Style und auch nicht der hauseigene Slogan "#moxyisfun!", sondern die extrem kurze Bauzeit. Vom Spatenstich bis zur Eröffnung vergingen gerade einmal zwölf Monate. Zu verdanken ist dies der modularen Bauweise, die der niederländische Investor und Marriott -Partner Vastint Hospitality B.V., bei dem übrigens Ikea investiert ist, entwickelte und sich europaweit patentieren ließ.

"Die Bauweise ist standardisiert und bis ins letzte Detail durchdacht", erklärt Rita Guggenberger, Projektleiterin im österreichischen Partnerbüro BWM Architekten. "Während das Erdgeschoß und die Stiegenhauskerne vor Ort betoniert werden, bestehen die Zimmer aus komplett vorgefertigten Kreuzlagenholzplatten." Das Rohmaterial dafür stammt vom österreichischen Holzbauunternehmen Binder. Gefertigt werden die Einzelteile in einem Fertigteilwerk in der Nähe von Mailand.

Wie ein Kartenhaus

Während die Bad- und Vorzimmereinheiten bereits als Box samt Fliesen und Waschbecken im Werk vorgefertigt werden, müssen die Zimmerwände vor Ort nur noch wie in einem Kartenhaus ineinandergesteckt werden. Wärmedämmung und Schallschutzfenster sind bereits eingebaut. Am Ende muss das siebengeschoßige Holzhaus nur noch mit Alucobond-Fassadenplatten in den Moxy-Farben Weiß und Magenta verkleidet werden. Der Erfolg hat System.

"Der Schallschutz der Holzfertigteile ist bereits so hoch, dass die Standardelemente auch auf einem Flughafen eingesetzt werden können", so Guggenberger. "Die Module mussten lediglich an die niederösterreichische Bauordnung angepasst werden. Außerdem mussten wir den Grund, unter dem sich eine ehemalige Mülldeponie befindet, mit Rüttelstopfsäulen verdichten." Der Rest des Hauses ist "rough and raw" und wird von Vastint Hospitality in jedem einzelnen Haus einheitlich durchgezogen. Über die Gesamtinvestitionskosten schweigt sich Moxy aus. Die Architekten beziffern die Kosten mit rund 70.000 Euro per Key – löffelfertig, wohlgemerkt.

Grundstücke gesucht

Rund 450 Parkplätze mussten auf dem Parkplatz C dem Moxy, das im Gegensatz zum NH-Hotel bereits am gesamten Flughafen im Wegleitsystem ausgeschildert ist, zum Opfer fallen. Das Grundstück ist nur geborgt. Grundstückseigentümer ist nach wie vor die Flughafen Wien AG, die die Nutzung in Form eines Superädifikats "für die Dauer zwischen 49 und 99 Jahren" (O-Ton Standortmanager Wolfgang Scheibenpflug) an Vastint Hospitality und Marriott vergibt. Und das ist erst der Anfang. Schon jetzt bemüht sich die Airport City, wie Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG, bei der Pressekonferenz meinte, um weitere Hotelbewerber am Standort.

Währenddessen sucht Vastint Hospitality nach weiteren Grundstücken in Wien und in den Landeshauptstädten. 2012 hatte der Investor mit Marriott International ein Agreement zur Realisierung von mindestens 50 Limited-Service-Hotels der neuen Marke Moxy geschlossen. Darunter sollen mindestens 13 Häuser in Österreich und Deutschland entstehen. Im August wird das nächste Moxy in Frankfurt-Ost eröffnet. (Wojciech Czaja, 10.4.2017)