Jimmy McGill alias Saul Goodman, gespielt von Bob Odenkirk, nebst Serienschöpfer Vince Gilligan (links).

Foto: AMC/Netflix

Gus Fring (Giancarlo Esposito) kehrt zurück.

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Für die ersten fünf Minuten der neuen Staffel von Better Call Saul empfiehlt Bob Odenkirk, genau hinzusehen. Ein winziges Objekt käme da zum Vorschein, sagt der Hauptdarsteller der Serie, ein bestimmter Gegenstand, der sich auch in den nächsten Episoden als Running Gag fortsetze.

Damit ist zunächst ausreichend Verwirrung geschaffen. Denn nicht nur ein Gegenstand, sondern die gesamte Eingangsszene der dritten Staffel – mehr wird an dieser Stelle garantiert nicht verraten – ist jener der allerersten Folge von Better Call Saul sehr ähnlich – und obendrein voller Objekte. "Ich liebe solche Details", sagt Odenkirk beim Presseinterview in Berlin. Der 54-Jährige ist ein Schelm, der gern Katz und Maus spielt und das nun anhebende Spekulieren in allen Netzen wahrscheinlich genüsslich verfolgt.

Der Wahrheit verpflichtet

Bereits zum dritten Mal verhilft Odenkirk als ausgefuchster Rechtsverdreher im US-Fernsehen und seit Dienstag auch hierzulande auf Netflix Recht und Gerechtigkeit zum Sieg, was im Fall von Better Call Saul recht zweifelhafte Werte sind.

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters, nach dieser Maxime stand Saul Goodman dem drogenkochenden Chemieprofessor Walter White (Bryan Cranston) aus Breaking Bad zur Seite, danach handelt er auch im Prequel als Jimmy McGill, wenngleich mit noch ungelenkeren Methoden. Auch das Handwerk der Manipulation will gelernt sein.

Als Spin-off von Breaking Bad gestartet, hat Better Call Saul mittlerweile seine eigenständige Erfolgsgeschichte. Eine Tatsache, die Odenkirk überrascht: "Die Show wird auf der ganzen Welt geliebt. Ich frage mich manchmal, was den Menschen so daran gefällt", sagt Odenkirk, der als Stand-up-Comedian seine Karriere als Autor der renommierten Comedyshow Saturday Night Live begann und später für Ben Stillers Show Sketche schrieb, dort auch auftrat, bevor er mit Breaking Bad und Better Call Saul den internationalen Durchbruch schaffte. Den Saul abzuschütteln, sei mittlerweile nicht ganz einfach, sagt Odenkirk.

Der Erfolg könnte mit der schrägen Komik zu tun haben, mit der Odenkirk seine Figur ausstattet, der Verzweiflung, die gleichzeitig in ihr steckt, die er später wie seinen Namen abgibt, und der Frage, die darüber schwebt: Wie kann ein Mensch nur so ein abgedrehter Windbeutel werden?

Zumindest wann und warum Jimmy zum Saul "Saulus" Goodman mutiert, wird in dieser Staffel gelöst, verspricht Odenkirk: "Wir sehen Saul zum ersten Mal. Aber nicht so, wie wir ihn aus Breaking Bad kennen."

Warten auf Walter

Dafür und für mehr Geheimniskrämereien sorgen die Macher, Vince Gilligan und Peter Gould, die in Better Call Saul wie bereits zuvor in Breaking Bad viel Augenmerk auf Details legen, die alles sagen: Jimmys erste Anwaltskanzlei befand sich im Hinterzimmer eines Nagelstudios, der erste Fall war eine Schmiergelderpressung mit zwei Skatern. Früh übt sich, wer ein Meister werden will.

Sehr aufgeregt ist die Community auch wegen der Rückkehr eines Hauptbösewichts aus Breaking Bad. Odenkirk bestätigt: "Gus Fring (Giancarlo Esposito) ist zurück, aber nicht, weil er so toll ist, sondern weil es eine Geschichte mit ihm gibt." Man müsse sie gesehen haben, um bestimmte Zusammenhänge in Breaking Bad zu verstehen. Für derlei Anknüpfungspunkte sind Gilligan und Gould gut, was die Hoffnung der Fans nährt, dass dereinst ER selbst, der abgöttisch verehrte Walter White, herabsteigen wird. Die Chancen sind intakt, so gut wie alle Beteiligten signalisierten Zustimmung. (Doris Priesching aus Berlin, 11.4.2017)

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