Der March for Science durch die Wiener Innenstadt am Samstag ist ein Zeichen für etwas und nicht gegen jemanden – das ist den Veranstaltern wichtig zu betonen. Für Forschungsfreiheit und Wissenschaftsfreundlichkeit, für Rationalität und kritisches Denken. All das ist notwendig für das Funktionieren der Demokratie. Wo die Wissenschaft nicht mehr frei ist und ihre Erkenntnisse delegitimiert werden, dort ist Demokratie bedroht. Und umgekehrt.

Das zeigt sich derzeit in der Türkei, wo Erdogan unliebsame Forscher von Universitäten entfernen und die Evolutionstheorie aus den Schulbüchern streichen lässt. Es zeigt sich in den USA, wo mit Trump ein Leugner des Klimawandels und Impfgegner im Weißen Haus sitzt. Und es zeigt sich in Ungarn, wo Orbán einer Universität kurzerhand den Garaus macht, weil ihm missfällt, wofür sie steht.

Diese Attacken auf Wissenschaft und Wissenschafter sind Teil einer Gegenaufklärung von oben, das ist die Verfälschung und Leugnung von Tatsachen zu ideologischen Zwecken. Dahinter stehen Populisten, die Emotionen gegen Fakten stellen, Zuspitzung gegen Relativierung, Schwarz-Weiß-Denken gegen Differenzierung. Freie Wissenschaft und Forschung aber sind das Gegengift zur Vereinfachung von Welt und Wirklichkeit. Wer seine Stimme für die Freiheit der Wissenschaft erhebt, spricht sehr wohl auch gegen etwas: gegen jene, die diese Freiheit bedrohen. (Lisa Mayr, 21.4.2017)