Polizeibeamte vor dem Trainingsgelände des BVB am Tag nach dem Anschlag.

Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Die bisherigen Erhebungen zum Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB haben ein für viele überraschendes Ergebnis erbracht. Das Tatmotiv des vermutlichen Täters war demnach keine jenseitige Gottheit, sondern eine sehr diesseitige Habgier.

Angesichts des zum Glück einigermaßen glimpflichen Verlaufs des Anschlags ist es sinnvoll, über das Potential der Tat nachzudenken. Nicht, dass wir es nötig hätten uns noch mehr Tote auszumalen, als es sie real in den alltäglichen Nachrichten gibt. Aber stellen wir uns nur für einen Moment vor, der Anschlag hätte jenen dramatischen, vom Täter beabsichtigten Ausgang gehabt. Wie "ruhig und besonnen" oder eben gar nicht so geduldig die Reaktionen in der Öffentlichkeit gewesen wären. Die UEFA hätte nicht nur das Spiel, sondern vermutlich das ganze restliche Turnier absagen müssen, Deutschland und Europa stünden unter schwerem Schock.

Dies wäre dann die optimale Gemengelage für einen kaum mehr zu beherrschenden Flächenbrand. Viele, sehr viele Kommentare und unaufgeforderte Stimmen wüssten quasi mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" aus welchem Eck dieser Anschlag kommen musste. Wir würden vermutlich eine kaum mehr einzubremsende Hetze gegen jene erleben, von denen viele "immer schon" wussten, dass sie nur dank "falscher Toleranz" hier in unseren Ländern leben können. Eine große Mehrheit wäre sich vermutlich einig, dass eben diese Menschen so schnell wie möglich aus unserem Kulturkreis verschwinden müssen.

Explosive Lage

Mitten in dem Chaos, das über Tage und Wochen wüten hätte können, wäre es entweder eine kaum mehr wahrgenommene Randnotiz oder eine beschämende Wende des Geschehens, wenn dann die Nachricht über die Erhebungsergebnisse bekannt geworden wäre. Dass diese Erhebungen überhaupt in der gleichen Ruhe und Besonnenheit hätten stattfinden können, kann getrost ebenso hinterfragt werden.

Nutzen wir die Chance, machen wir uns bewusst, wie explosiv die gesellschaftliche Situation derzeit ist. Wir haben die Verantwortung, diese "Bombe" zu entschärfen, bevor die nächste Lunte brennt. Dortmund sollte uns zu denken geben. (Bernhard Jenny, 25.4.2017)