Zürich – Eisenmangel ist vor allem in Entwicklungsländern ein Problem. Um den Körper mit dem unter anderem für den Sauerstofftransport so wichtigen Element zu versorgen, existiert eine ganze Reihe von Präparaten. Nun haben Forscher der ETH Zürich ein neues, günstiges Eisenpräparat vorgestellt, das Nahrungsmittel besser ergänzt und vom Körper gut aufgenommen wird .

Der Trick der Forscher beruht auf essbaren Nanofasern aus Molkeprotein, welche die Teams von Raffaele Mezzenga und Michael B. Zimmermann von der ETH Zürich mit Eisen-Nanopartikeln bestückt haben, wie die Hochschule mitteilte. Von ihrer Entwicklung berichten die Forschenden im Fachblatt "Nature Nanotechnology".

Eines der Probleme bei der Ernährungsergänzung mit Eisen sei, dass es in einer Form vorliegen müsse, die der Körper gut aufnehmen könne. Bei den Eisen-Nanopartikeln sei das der Fall, schrieb die ETH. Das wies das Team um die ETH-Doktorandinnen Yi Shen und Lidija Posavec durch Tierversuche mit Ratten nach.

Geschmacklich besser als Eisensulfat

Demnach behob das neue Eisenpräparat Eisenmangel und Blutarmut bei den Tieren genauso gut wie Eisensulfat, das derzeit beim Mensch als Standard gegen Eisenmangel eingesetzt wird. Eisensulfat verändere jedoch oft Farbe und Geschmack von Nahrungsmitteln auf unerwünschte Weise, schrieb die ETH. Die Molkeprotein-Eisenpartikel-Kombination, die als Pulver oder in flüssiger Form in die Nahrung gegeben werden kann, habe dieses Problem jedoch nicht.

Im Reagenzglas wiesen die Forschenden außerdem nach, dass Enzyme aus dem Magen der Ratten die Molkeprotein-Nanofasern vollständig auflösen konnten. Zudem können saure Bedingungen wie im menschlichen Magen die Eisen-Nanopartikel in Eisen-Ionen auflösen, die der Körper rasch aufnehmen kann.

Die Wissenschafter untersuchten die Tiere außerdem eingehend darauf, ob sich die Nanofasern oder Nanopartikel im Körper ansammelten und Schäden verursachen könnten. Insbesondere die Molkeprotein-Nanofasern standen im Fokus der Forscher, da diese noch nie in Lebensmitteln verwendet wurden.

Weitere Untersuchungen vor klinischen Tests

"Wir haben in den untersuchten Organen und Geweben der Tiere nicht einen Hinweis darauf gefunden, dass sich Nanofasern oder Eisen-Nanopartikel anreichern oder Organveränderungen auslösen könnten", erklärte Mezzenga. Vor dem Einsatz beim Menschen werden aber weitere Untersuchungen zur Sicherheit des Präparats nötig sein.

Die Forscher sehen in dem Eisenpräparat insbesondere deshalb eine Alternative zu den gängigen Präparaten, da die "Zutaten" und das Herstellungsverfahren sehr günstig seien. Profitieren könnten daher insbesondere Entwicklungsländer, wo die Bevölkerung stärker von Eisenmangel betroffen ist als in Industrienationen. Weltweit leiden rund 1,2 Milliarden Menschen an Eisenmangel. Insbesondere bei Kindern ist Eisenmangel ein Problem, da er zu Entwicklungsstörungen führen kann. (APA, red, 29.4.2017)