Wie man effizienter Karzinome auf der Niere behandeln kann, erforscht ein Forscherteam der Uni Zürich.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Andrey Prokhorov

Zürich – Immuntherapien sind die großen Hoffnungsträger der Krebsmedizin. Um sie insbesondere für Patienten mit Nierenzellkarzinom besser zu machen, haben Forschende der Uni Zürich eine wichtige Basis geschaffen: einen Atlas der Immunzellen in der Umgebung solcher Tumore.

Das Forschungsteam um Bernd Bodenmiller von der Universität Zürich hat insgesamt 3,5 Millionen Immunzellen aus Tumorproben von 73 Patienten und aus Gewebe von fünf Gesunden analysiert. Das Ziel: ein umfassendes Bild davon, wie das Immunsystem auf ein Nierenzellkarzinom reagiert. Dies könnte auch der Weiterentwicklung von Immuntherapien den Weg weisen.

Personalisierte Medizin

Dank der umfassenden Analyse konnten Bodenmiller und sein Team neue Beziehungen zwischen verschiedenen Immunzellen identifizieren. Davon berichten sie im Fachblatt "Cell". Außerdem definierten sie anhand der Eigenschaften der Immunzellen in der Tumorumgebung bestimmte "Signaturen", die mit der Prognose der Patienten zusammenhängen. Die Art und Menge bestimmter Eiweißstrukturen auf der Oberfläche der Immunzellen hängt mit dem Krankheitsverlauf zusammen und damit, ob die Immuntherapie Erfolg zeigt.

"Solche Informationen könnten helfen, besser zu verstehen, wie diese Behandlungen im Sinne der personalisierten Medizin individuell angepasst werden könnten", ließ sich Bodenmiller in der Mitteilung zitieren.

Andockstellen

Bisher wirken Immuntherapien nämlich nur bei einer Minderheit der Nierenzellkarzinom-Patienten. Die Resultate der Zürcher Forschenden liefern eine mögliche Erklärung: Nicht bei allen Patienten tragen die Immunzellen die entsprechenden Oberflächenstrukturen, auf die Immuntherapien abzielen.

Diese Therapien beruhen nämlich auf Wirkstoffen, die sich an bestimmte Andockstellen auf der Oberfläche von Immunzellen binden und ihre natürliche Bremse lösen. Dadurch können sie den Tumor effizienter angreifen. Wenn diese Andockstellen jedoch fehlen, kann auch die Immuntherapie schlecht wirken.

Bodenmiller und seine Mitarbeitenden weisen in ihrer Studie jedoch auf einen möglichen alternativen Angriffspunkt hin: Ein weiteres Zielmolekül, das auf der Oberfläche von erschöpften und ausgebremsten Immunzellen, so genannten T-Zellen, vorkommt. Gemeinsam mit Forschungspartnern in Australien wollen die Wissenschafter nun prüfen, ob man auf diesem Weg mehr Patienten mit Nierenzellkarzinom helfen könnte. (APA, 4.5.2017)