Künstlerische Darstellung des etwa vier Meter langen Missing Links zwischen Basilosaurus und heutigen Bartenwalen.

Alberto Gennari

Brüssel – Wann die größten heute lebenden Säugetiere der Erde entstanden, ist relativ gut erforscht: Sie haben sich vermutlich vor rund 50 Millionen Jahren aus landlebenden vierbeinigen Räubern zu Seemonstern wie dem 18 Meter langen reißzahnbewehrten Basilosaurus entwickelt, der vor rund 40 Millionen Jahren einer der Schrecken der Meere war.

Wie und wann es zur Entwicklung der Bartenwale kam, die anders als die Orcas und andere Zahnwale keine Zähne besitzen, ist aber weitaus weniger klar. Diese Frage dürften in Peru entdeckte Fossilien beantworten, berichten belgische Forscher um Olivier Lambert (Königlich Belgisches Institut für Naturwissenschaften) im Fachblatt "Current Biology".

In einer Schotterwüste der Provinz Pisco, rund 200 Kilometer südlich von Lima, legen Paläontologen das Fossil des Urzeitwals frei.
Giovanni Bianucci

Der in der Provinz Pisco ausgegrabene Urzeit-Wal dürfte das Missing Link zwischen Basilosaurus und Bartenwalen darstellen, zu denen heute unter anderem die Buckel- und Blauwale zählen und die mit ihren Barten Plankton und anderes Futter aus dem Wasser filtern. Entsprechend wurde der Wal mit Beinstummeln und Restzähnen Mystacodon seleniensis getauft, was so viel wie "gezahnter Bartenwal" bedeutet.

Der Fund könnte auch eine Streitfrage der Wal-Evolution beantworten: Bisher gingen Paläobiologen eher davon aus, dass Wale ihre "Hinterbeinchen" noch vor der Aufspaltung in Zahn- und Bartenwale, also bereits während der Basilosaurus-Phase, vollständig zurückentwickelten. Mystacodon deutet nun aber darauf hin, dass die Vorfahren der Bartenwale und heutigen Zahnwale jeweils unabhängig voneinander ihre Hinterbeine verloren haben dürften. (tasch, 13.5.2017)