Zum Schutz der Sumpfschildkröte werden im Nationalpark Donau-Auen Schutzgitter auf Bruthöhlen montiert. Die Jungtiere sind so groß wie Zwei-Euro-Münzen und können ungehindert durchklettern.

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Die Sumpfschildkröte ist an ihren gelben Punkten zu erkennen.

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"Schildkröten sind nicht plump und ungeschickt. Sie klettern zum Sonnen auf nasse, glitschige Baumstämme oder sogar über Maschendrahtzäune", sagt Maria Schindler. Die Biologin arbeitet seit 15 Jahren im Nationalpark Donau-Auen und ist Leiterin des Artenschutzprogramms für die Europäische Sumpfschildkröte. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Seit 2002 hat sich die Population der einzigen natürlich vorkommenden Schildkrötenart Österreichs von 400 auf 2.000 Tiere verfünffacht.

Dennoch sind die bis zu 18 Zentimeter großen Reptilien mit den charakteristischen gelben Punkten weiter bedroht. Als "Wasserbewohner" standen sie bis Anfang des 18. Jahrhunderts in der Fastenzeit auf dem Speiseplan. Doch die Population wurde vor allem durch Habitatverlust reduziert.

In den Donau-Auen zwischen Wien und der slowakischen Staatsgrenze hat sie ein letztes Refugium. Daher helfen die Mitarbeiter des Nationalparks etwas nach. Dazu werden mit Eisennägeln kanaldeckelgroße Gitter über Brutplätzen montiert. Das verhindert, dass Füchse oder Marder die Eier ausgraben. Beim Aufspüren der Gelege hilft eine andere Spürnase, so Schindler: "Ich habe den einzigen Schildkrötenspürhund Österreichs."

Der zentrale Brutplatz ist der Hochwasserschutzdamm. Spaziergänger und Radfahrer sollten die Schildkröten vor allem im Frühsommer nicht hochheben, denn dann legen die Weibchen ihre Eier ab. Um das Graben der Bruthöhlen im mitunter steinharten Erdreich zu erleichtern, ziehen die Weibchen Wasser auf und lassen es vor dem Graben wieder aus. Die Schildkröten verlieren auch durch Stress das "Analwasser", wenn sie hochgehoben werden, und müssen erneut Auwasser sammeln.

Die Jungtiere schlüpfen im Spätsommer und sind so groß wie Zwei-Euro-Münzen. 90 Prozent bleiben bis zum Frühjahr im Erdreich und können ohne Nahrung überleben. Ihr größter Feind ist der Winter, so Schindler: "Heuer sind viele erfroren, kurz bevor sie die Höhlen verlassen konnten."

Seeadler als Fressfeind

Ausgewachsene Schildkröten leben relativ sicher in den Donau-Auen. Ihr harter Panzer schützt sie vor Fressfeinden. Nur noch der Seeadler kann ihnen richtig gefährlich werden, im Moment gibt es nur rund zehn Brutpaare. Bis zum Erwachsenenalter dauert es jedoch für die Schildkröten, sagt Schindler: "Sie sind ähnlich wie Menschen, was Lebenserwartung und Geschlechtsreife anbelangt." Eine Herausforderung wird die Sanierung der Schutzdammkappe. Dafür wurde jedoch bereits ein Maßnahmenpaket ausgearbeitet. (july, 18.5.2017)