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Android (im Bild Chefentwickler Dave Burke) soll künftig auf Low-End-Geräten deutlich besser laufen.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

Eine der großen Überraschungen der Google I/O 2017 war die Vorstellung einer neuen Android-Variante: Unter dem Namen Android Go arbeite man einer neuen Ausführung des Betriebssystems, die dieses für die nächste Milliarde an Usern fit machen soll. Bei den Details gab man sich in der einleitenden Keynote allerdings reichlich vage, erst im Rahmen einer folgenden Session auf der I/O lieferte man diese nun nach.

Ausrichtung

Das Ziel der Initiative sind demnach Smartphones, die in Preisregionen unter 100 US-Dollar angesiedelt sind, wie Engineering Manager Patrik Torstensson betont. Das mag zunächst nach einer Ultra-Low-Cost-Nische klingen, die Realität sei aber, dass solche Geräte im Jahr 2017 bereits jedes dritte verkaufte Smartphone ausmachen werden. Und zwar nicht nur in Schwellenländern: Nach Indien ist laut Google nämlich derzeit die USA der zweitgrößte Markt für diese Billigkategorie.

Kein Spaß

Wer solch ein Smartphone schon einmal benutzt habe, werde wissen, dass das alles andere als eine erfreuliche Erfahrung sei, betont Torstensson. Und genau das wolle man mit Android Go ändern, und zwar indem man gleich mehrere Problembereiche angehe.

Betriebssystemkern

Zunächst wäre da die Reduktion des Ressourcenverbrauchs des Betriebssystems selbst. Dazu gehört, dass bei Android Go der Linux Kernel gezielt für schwache Geräte getunet wird. Mithilfe von Cgroups wird deutlich offensiver mit im Hintergrund befindlichen Apps aufgeräumt, als es sonst bei Android der Fall ist. Dies schaffe Platz für die wirklich wichtigen Anwendungen und verbessere auch die Performance.

Android Developers

Während es sich beim zuvor genannten um eine Android-Go-spezifische Optimierung handle, profitiere man an anderer Stelle von Umbauten, die mit Android O auch in die normale Release einfließen werden. Dazu zählen etwa Optimierungen an den von Android genutzten DEX-Files, die ebenfalls den RAM-Hunger reduzieren sollen.

Dynamische Play Services

Eine weitere Initiative ist die Aufteilung der Google Play Services in einzelnen Komponenten, die lediglich bei Bedarf dynamisch geladen werden. Die sei deswegen relevant, da die Play Services viele Komponenten enthalten, die gerade in Schwellenländern aufgrund der anderen Realitäten nie zum Einsatz kommen.

User Interface

Die Android-Anpassungen betreffen aber nicht nur den Systemkern sondern gehen auch bis zur Oberfläche, wie Google anhande eines konkretes Beispiels erläutert. So soll ein neues UI für die Recents-Ansicht den Wechsel zwischen den wichtigsten Apps erleichtern, in dem nur die vier aktuellsten Apps dargestellt werden, diese dafür aber komplett. Grund dafür sei, dass die eigenen Zahlen zeigen würden, dass Smartphone-Neulinge zu 95 Prozent immer nur zwischen vier Apps wechseln. Zugleich hat dies aber den Vorteil, dass auf diese Weise RAM gespart wird, das System also sparsamer wird.

Kleine APKs

Entwicklern rät Google, darauf zu schauen, dass die eigenen Apps möglichst schlank sind, immerhin ist auch der Datenverbrauch in vielen Ländern ein Thema. Das Unternehmen will dabei mit gutem Beispiel vorangehen, und visiert ein Ziel von 10 MB (APK-Größe) für seinen Anwendungen an. Möglich werde so etwas beispielsweise, indem viele verschiedene Pakete eines Programms für unterschiedliche Auflösungen oder Prozessoren erstellt werden. Gerade Bilder in unterschiedlichen Qualitätsstufen machen oft den Großteil von APK-Dateien aus – dies sei nicht notwendig.

Zudem will man aber auch sonst die eigenen Apps auf eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs trimmen, und wo dies nicht möglich ist, neue Apps schaffen. Ein Beispiel sei hier Youtube Go, das nicht nur auf das sparsame Cachen von Clips ausgelegt sei, sondern auch das lokale Teilen von Videos mit anderen ermöglicht – und zwar direkt von Gerät zu Gerät, um das Datenvolumen nicht zu belasten.

Offenheit

Transparenz sei ebenfalls ein wichtiges Thema, betont Torstensson. Also soll in Android künftig das aktuell noch zur Verfügung stehenden Datenvolumen klarer gemacht werden. Zu diesem Zweck will man mit den Providern zusammenarbeiten. Und zwar nicht nur, um hier exakte Informationen zu erhalten, sondern auch, um künftig im Bedarfsfall direkt aus Android ein weiteres Datenpaket nachkaufen zu können.

Play Store

Weitere Optimierungen soll es für den Play Store geben. Dieser werde unter Android Go gezielt schlanke Apps bevorzugen. Zudem soll es aber auch möglich sein, den Download von Apps auf Zeiten zu verschieben, zu den denen Daten billiger sind, was in vielen Ländern nachts der Fall sei.

Zeitplan

Die erwähnten Betriebssystemoptimierungen sollen ab Android O automatisch für alle Geräte mit 1 GB RAM oder weniger vorgenommen werden. Dazu werde es eine eigene Android-Go-Konfiguration geben, die künftig immer fix bei allen neuen Releases des Betriebssystems zur Verfügung stehen soll. Eine erste Preview von Android Go soll es Ende 2017 geben, die ersten damit ausgelieferten Smartphones sollen dann kommendes Jahr folgen. (Andreas Proschofsky aus Mountain View, 20.5.2017)