Wien – Nach dem Motto "doppelt hält besser" haben Wiener Forscher Krebszellen paarweise mit Hunderten Wirkstoffen behandelt und dabei eine neue Kombination gegen Prostatakrebszellen entdeckt. Dazu verwendeten sie eine minimalistische Wirkstoffsammlung, die trotz ihrer Kompaktheit fast alle zugelassenen Medikamente repräsentiert. Die Studie erschien im Fachjournal "Nature Chemical Biology".

Substanzen systematisch getestet

Weltweit sind 30.000 Arzneimittel mit 3.000 verschiedenen Wirkstoffen erhältlich, sagt Stefan Kubicek. Er ist am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien tätig. Zweierkombinationen so vieler Substanzen systematisch zu testen, sei derzeit trotz der modernsten Robotik unmöglich. Deshalb habe man sie je nach der biologischen Wirkweise und ihren Angriffszielen in den Zellen in Gruppen geteilt, und daraus jeweils einen möglichst idealen Repräsentanten gewählt. "So konnten wir die unheimlich vielen zugelassenen Medikamente auf ein Set von 305 Testsubstanzen reduzieren", sagt Forscher Kubicek.

Mit einem internationalen Team hat er Krebszellen mit Zweierkombinationen dieser Substanzen traktiert. Die Forscher fanden dabei ein Paar, das besonders effektiv gegen Prostatakrebs wirkt, nämlich "Flutamid" und "Phenprocoumon", dem Wirkstoff im Blutgerinnungshemmer Marcumar. Die beiden Substanzen sorgen gemeinsam dafür, dass bestimmte Andockstellen für Hormone (Androgenrezeptoren) effektiv abgebaut werden und unterdrücken dadurch das Wachstum hormonabhängiger Tumorzellen, die schließlich Selbstmord begehen (Apoptose einleiten). (APA, 22.5.2017)