Liberty Media-Geschäftsführer Chase Carey wil die Kluft zwischen armen und reichen Rennställen schließen.

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Monaco – Der Zeitpunkt birgt eine gewisse Ironie. Im Hafenbecken von Monaco schaukeln Luxusyachten in der Sonne, schöne, reiche Menschen schlendern durch das Fahrerlager beim schillerndsten Grand Prix des Jahres. Und zeitgleich diskutiert die Formel 1 über ihre viel zu hohen Ausgaben: Die Topteams investieren jedes Jahr riesige Summen, und die Kluft zwischen armen und reichen Rennställen wird immer größer.

"Ich glaube", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff daher, "wir müssen vor uns selbst geschützt werden." Eine von oben gesteuerte Reduzierung der Ausgaben ist keine neue Idee in der Königsklasse – aber unter dem neuen Besitzer Liberty Media kommt wieder Schwung in die Angelegenheit. Die Begrenzung der Kosten ist seit der Übernahme der Formel 1 ein großes Thema für die Amerikaner.

Gesünderes Geschäft

"Einige Teams geben unglaubliche Summen für den Sport aus, und das wissen sie", sagt der neue Geschäftsführer Chase Carey: "Sie geben dieses Geld aber nur aus, weil zwei Konkurrenten es ebenfalls tun. Wir wollen, dass das gesamte Geschäft gesünder wird."

Der US-Sport ist dabei leuchtendes Vorbild. Die Salary Cap, die Gehaltsobergrenze für jedes Team, wahrt die Balance in den Profi-Ligen und verhindert die Ansammlung allzu vieler Top-Stars bei einem Team. "Wir müssen es schaffen, langfristig ein ähnliches System zu etablieren", sagt Wolff im Gespräch mit auto motor und sport: "So unglaublich es klingt: Die Amerikaner haben den Sport sozialisiert, um daraus Kapital zu schlagen."

Carey bringe in diesem Zusammenhang gerne ein Beispiel: "Wenn man dem Eigentümer der Dallas Cowboys zugestehen würde, so viel Geld auszugeben, wie er möchte, würde er ein paar hundert Millionen verpulvern, und sie gewännen den Super Bowl. Aber das System schützt ihn vor sich selbst." Ähnliches müsse auch in der Formel 1 geschehen, meint Wolff.

Ferraris Kritik

Das überrascht ein wenig. Denn auch unter dem alten Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte es in den vergangenen Jahren Versuche gegeben, die Ausgaben deutlich zu begrenzen. Gescheitert ist das am Widerstand der Großen. Die Branchenriesen geben jährlich bis zu 400 Millionen Dollar aus, die Kleinsten kommen mit rund 100 Millionen gerade so aus – oder rutschen in die Insolvenz, wie zuletzt das Manor-Team.

Und zumindest Ferrari ist auch aktuell nicht begeistert von den Ideen der neuen Macher. "Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde", sagt Ferrari-Chef Sergio Marchionne: "Trotz aller Versuche finden die Teams doch ohnehin immer Möglichkeiten, Geld auszugeben."

Damit spricht Marchionne die größte Schwierigkeit an: Die Einhaltung der Regeln wäre im Motorsport viel komplizierter zu kontrollieren als etwa Gehaltsobergrenzen im American Football. So könnte Entwicklungsarbeit für die Formel 1 womöglich als Arbeit für die Serienproduktion deklariert werden, um das Reglement zu umgehen.

Liberty ist sich der Probleme bewusst. "Es wird eine Herausforderung, die gemeinsame Basis zu finden", sagt Carey daher: "Aber auch die Teams sind sicher an einer langfristigen Vision für diesen Sport interessiert." (sid, red, 24.5.2017)