Besonders für Frauen stellt der krankhaft erhöhte Knochenabbau nach der Menopause ein hohes Risiko für Frakturen, schmerzhafte und belastende Konsequenzen dar. In einer europäischen Vergleichsstudie rangieren die Österreicherinnen im Alter über 65 Jahren beim Zehn-Jahres-Hüftfrakturrisiko an relativ ungünstiger Position, hieß es jetzt bei den Österreichischen Ärztetagen in Grado.

"Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, die durch eingeschränkte Knochenstärke charakterisiert ist, wodurch eine Person für ein erhöhtes Frakturrisiko prädisponiert ist", zitierte Peter Mikosch (Krankenhaus Mistelbach) die entsprechende Definition. Im Grunde kommt es dabei zu einem Ungleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau.

Unterschied zwischen Mann und Frau

Doch es gibt phasenweise deutliche Unterschiede. Das lässt sich speziell bei Frauen belegen: Kurz nach der Menopause verlieren Frauen hauptsächlich Knochenmasse durch den Abbau der "Verstrebungen" im Knochen (trabekulärer Knochenverlust). Im Alter ab 65 Jahren überwiegt dann der Abbau der äußeren Knochenhülle (kortikaler Knochenverlust).

Während bei Männern ab dem 30. Lebensjahr die Knochenmasse gleichmäßig abnimmt, stellt sich mit dem Eintritt in den Wechsel bei Frauen ein plötzlicher Knick ein, der sie deutliche früher als die Männer unter jene Knochenstabilitätswerte bringt, ab denen gehäuft Frakturen auftreten.

Auch bei den Knochenbrüchen zeigen sich altersabhängige Unterschiede: Bei Frauen steigt die Häufigkeit von Unterarmbrüchen bereits vor der Menopause an, während es zu Wirbelkörpereinbrüchen und zu Hüftfrakturen zumeist erst nach dem Wechsel kommt. Ab etwa 70 Jahren schnellt das Risiko für Oberschenkelhalsbrüche drastisch in die Höhe und erreicht schließlich einen Wert von fast 3.000 solcher Frakturen pro Jahr und 100.000 Frauen. Die Wirbelkörpereinbrüche nehmen hingegen ab der Menopause gleichmäßig zu. Bei Männern sind diese Unterschiede bei den betroffenen Knochenregionen deutlich weniger ausgeprägt.

Knochendichte erhalten

Vorbeugung mit ausreichend Bewegung, Kalziumzufuhr und ausreichender Vitamin D-Versorgung, Nichtrauchen, wenig Alkoholkonsum etc. wären schon ab dem Zeitpunkt der höchsten Knochendichte im frühen Erwachsenenalter wichtig. Hochgerechnet kam es im Jahr 2000 weltweit zu 1,7 Millionen Unterarmfrakturen infolge von Osteoporose, knapp dahinter rangierten die Hüftbrüche mit 1,6 Millionen Fällen und die Wirbelkörpereinbrüche mit deutlichen Beschwerden der Betroffenen mit 1,4 Millionen Fällen. In der entsprechenden Studie aus dem Jahr 2010 ging man von weltweit insgesamt neun Millionen Osteoporose-bedingten Frakturen pro Jahre aus.

Ein Europa-Vergleich aus dem Jahr 2013 stellte Österreich nur ein deutlich unterdurchschnittliches "Zeugnis" bei der Häufigkeit von Oberschenkelhalsbrüchen unter Frauen im Alter über 65 Jahren mit hohem Risiko aus: Unter 24 Ländern haben diese Österreicherinnen ein Zehn-Jahres-Risiko für eine Hüftfraktur von etwa sieben Prozent (gleichauf mit der Slowakei an vierter Stelle). Frauen in Spanien (beste Position in dem Vergleich) haben nur etwa die Hälfte dieses Risikos.

Vorzeichen und Indikator

Knochenbrüche durch Osteoporose verursachen nicht nur Schmerzen und potenziell chronische Invalidität, sondern bedeuten für die Betroffenen auch ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. Die Mortalität von Frauen mit einem Wirbelkörpereinbruch steigt auf das Fünffache, nach Hüftfrakturen verdoppelt es sich. Nach Oberschenkelhalsbrüchen ist die Sterblichkeit innerhalb der ersten drei bis sechs Monate am größten. 20 bis 30 Prozent der Sterbefälle sind direkt mit den Komplikationen durch die Hüftfraktur verbunden.

Die Behandlungsmöglichkeiten der Osteoporose vor allem mit Bisphosphonat-Medikamenten, monoklonalen Antikörpern und anderen Arzneimitteln – die Verwendung von Hormonpräparaten bei Frauen wurde in den vergangenen Jahren weitgegehend reduziert – wären an sich gut. Doch viele Betroffene erhalten offenbar keine ausreichende Behandlung, um zumindest nach einer Fraktur weitere Probleme zu verhindern. "Frauen mit 60 und Osteoporose bekommen die Therapie, gerade hochbetagte Patientinnen bekommen sie nicht mehr", sagte Mikosch. Dabei zeige sich ein signifikanter Behandlungseffekt mit der Verhinderung von Knochenfrakturen bereits nach einem halben Jahr Therapie. (APA, 26.5.2017)