Washington – Der junge Mars besaß viele Millionen Jahre lang die Voraussetzungen für eine lebensfreundliche Umwelt: Das schließen Forscher aus neuen Bodenanalysen des NASA-Marsrovers Curiosity. Der Rover fährt seit 2012 durch den rund 150 Kilometer großen Gale-Krater auf dem Mars und hat verschiedene Indizien dafür gefunden, dass den Krater einst ein großer See füllte.

Es war einmal ein See

In einer aktuellen Studie haben Forscher um Joel Hurowitz von der Stony Brook University von Curiosity gesammelte Daten über Schlammsteine aus unterschiedlichen Tiefen des einstigen Sees untersucht. Dabei zeigte sich, dass der See einmal Schichten mit verschiedenen chemischen Bedingungen besaß. Während es nahe der Oberfläche einen hohen Anteil oxidierender Verbindungen aus der Atmosphäre gab, herrschten in tieferen Wasserschichten sauerstoffarme Bedingungen.

Insgesamt deuteten die Analysen darauf hin, dass auf dem Roten Planeten über längere Zeit ein stabiles Klima geherrscht haben muss, berichten die Forscher in "Science". Es habe sich von kalten, trockenen Bedingungen zu wärmeren und feuchteren entwickelt, bis der See schließlich austrocknete, vermutlich aufgrund von Veränderungen in der Atmosphäre.

Zeiträume im Vergleich

Die Untersuchung belege gemeinsam mit anderen Funden, dass der junge Mars vor etwa 3,8 bis 3,1 Milliarden Jahren alle physikalischen, chemischen und energetischen Voraussetzungen für eine lebensfreundliche Umwelt besessen habe, schreiben die Forscher.

Und 700 Millionen Jahre sind ein durchaus vielversprechender Zeitraum: Die Erde ist gut 4,5 Milliarden Jahre alt, die ältesten eindeutigen Spuren von Leben auf unserem Planeten sind 3,5 Milliarden Jahre alt. Nicht so eindeutige, aber mögliche Spuren haben sogar ein Alter von 4,1 Milliarden Jahren. Das Leben könnte auf unserem Planeten also nur 400 Millionen Jahre gebraucht haben, um zu entstehen.

Danach ging's bergab

Wie "blau" der Rote Planet auch eine Zeitlang gewesen sein mag, mit der Ausdünnung der Atmosphäre ging auch die Lebensfreundlichkeit verloren – zumindest an der Oberfläche. Doch auch nach dem Austrocknen des Sees könnte es einer zweiten Analyse zufolge noch größere Grundwasserströme gegeben haben: Das schließen Wissenschafter um Jens Frydenvang vom Los Alamos National Laboratory (US-Bundesstaat New Mexico) aus Ablagerungen von Siliziummineralen.

Die Minerale seien von sehr altem Grundgestein in darüberliegendes jüngeres Gestein gewandert, schreiben die Forscher im Fachblatt "Geophysical Research Letters". "Selbst als der See schließlich verdunstete, gab es noch wesentliche Mengen Grundwasser, viel länger als wir bisher gedacht haben", sagt Frydenvang. "Das verlängert das Fenster für eine mögliche Existenz von Leben auf dem Mars." (APA, red, 2. 6. 2017)