Foto: Multicherry/ https://de.wikipedia.org/wiki/Nokia_3310 (CC-BY-SA;4.0)

Im Jahr 2000 brachte Nokia mit dem 3310 ein Handy auf den Markt, das Kultstatus erlangen sollte. Über 100 Millionen Stück wurden davon verkauft. Das Aufkommen der Smartphones und der Erfolg von Apples iPhone und Googles Android-Geräten hat Nokia zu Fall gebracht. Inzwischen ist die Marke wieder auferstanden. 17 Jahre nach dem ersten 3310 hat das neue Nokia ein neues 3310 auf den Markt gebracht. Tester können der Neuauflage nach der Hypephase nun doch nicht mehr ganz so viel abgewinnen. Aber wie sieht es mit dem Original aus? Kommt man im modernen Kommunikationsalltag noch mit einem 17 Jahre alten Handy durch?

Zweithandy für die Partygeneration

Im Jahr 2017 ein Gerät wie das 3310 verwenden zu wollen, kann viele Gründe haben. In Schwellenländer können sich viele Nutzer keine teuren Smartphones leisten. Hersteller bringen daher eigene Modelle für diese Länder auf den Markt – das neue 3310 ist mit seinen rund 60 Euro aber auch zu teuer dafür. Dann gibt es natürlich Nutzer, die keine Smartphone-Funktionen benötigen und ein schlichtes Gerät suchen, mit dem sie nur mobil telefonieren können. Und es gibt die dritte Gruppe, für die das 3310 ein klassisches "First World Problem" lösen soll – wenn sie auf Festivals oder Partys unterwegs sind, wollen sie nicht ihr 800-Euro-Smartphone mitnehmen aus Angst, dass es gestohlen oder kaputt wird. Letzteres Szenario können sich die meisten für das 3310 vorstellen – ein billiges Zweitgerät, dem ein Sturz nichts ausmacht und das lange durchhält.

So ganz konnte sich Nokia beim Revival des 3310 aber doch nicht zurückhalten. Im Gegensatz zum Original wurde eine Kamera integriert, es verfügt über einen Farbbildschirm und kann auf das Internet zugreifen, wenngleich alle drei Features auch meilenweit hinter dem zurückliegen, was man von modernen Geräte gewöhnt ist. Wer also wirklich zurück ins Jahr 2000 will, muss sich mit dem ersten 3310 auseinandersetzen. Der "Guardian" hat das Original getestet und dabei einige Probleme entdeckt, die ein Gerät aus dem Jahr 2000 im Jahr 2017 mitbringt.

17 Jahre in die Vergangenheit

Seit dem Jahr 2000 hat sich natürlich einiges in der Telekommunikationsbranche geändert. Dazu gehören zum Beispiel die Sim-Karten, sie sind gehörig geschrumpft. Um eine aktuelle Nano-Sim mit dem alten 3310 verwenden zu können, benötigt man also einen Adapter – ein kleines Plastikteil, in dem man die kleinere Sim-Karte einlegt und sie so in den Slot für die älteren Karten einlegen kann.

Ein weiterer Knackpunkt: die unzähligen Kontakte, die man am Smartphone gespeichert hat und beim Anruf angezeigt werden, können nicht so einfach wie heute auf ein altes 3310 übernommen werden. Wer anruft, wird dann auch nicht erkannt, weshalb jeder Anruf für den Autor eine Überraschung war.

Kein Whatsapp, mühsames Tippen

Kommunikationsrituale, die man sich am Smartphone zugelegt hat, funktionieren am 3310 natürlich nicht: E-Mails lesen und seine social Media Accounts checken. Ablenkung bietet das alte Handy aber auch – mit dem Spieleklassiker Snake. Wenngleich der "Guardian"-Autor schnell daran scheitert, da das Game in der Erinnerung doch leichter erscheint als in der Realität. Was sich ebenfalls erübrigt: unterwegs Informationen abrufen – beispielsweise den Ort eines Lokals auf Google Maps.

Schwer ist für Nutzer, die heute an Qwertz-Tastaturen auf ihren mobilen Geräten gewohnt sind, auch das Tippen auf der alten Tastatur. Um alle Zahlen und Buchstaben unterzubringen waren diese mehrfach belegt. Man muss also eine Taste mehrmals drücken um zum gewünschten Buchstaben zu kommen. Dass das nach so vielen Jahren ziemlich schwer fällt, bemerkte auch der STANDARD beim Hands-on des neuen 3310. Außerdem steht auf einem 17 Jahre alten Handy nur SMS zur Verfügung – die Nachrichten an Whatsapp und Co erhält man somit nicht.

Das einzig Positive, das der "Guardian"-Autor dem alten 3310 abgewinnen kann, ist die lange Akkulaufzeit. Immerhin hat das Gerät ja auch kaum Funktionen, die viel Strom benötigen. Das Fazit: so groß der Charme von Retrotechnik auch sein mag, es funktioniert nicht, sie heute noch effizient zu nutzen. (red, 4.6.2017)