Veit Dengler bei den Medientagen 2016 in Wien.

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Zürich/Wien – Keine vier Jahre hielt es den Grazer Veit Dengler an der Spitze des Konzerns um die "Neue Zürcher Zeitung". Wegen unterschiedlicher Auffassungen mit dem Verwaltungsrat: Dengler wollte offenbar zukaufen, die Aufsichtsorgane mehr Fokus auf die "NZZ".

Die Strategie erarbeiteten Verwaltungsrat und Konzernchef ab 2013 gemeinsam. Bei der Umsetzung fanden der Konzernchef aus Graz und der Verwaltungsratspräsident aus Neuchâtel, Etienne Jornod, nicht mehr zusammen. Veit Dengler (48) verlässt das Schweizer Verlagshaus nach knapp vier bewegten Jahren.

Dengler arbeitete als Student für das "Time"-Magazin, an die Spitze des Schweizer Medienkonzerns kam er über Führungsjobs beim Markenartikelriesen Procter & Gamble, bei den Unternehmensberatern McKinsey und bei T-Mobile, zuletzt arbeitete er bei Groupon. Mit den traditionell freisinnigen Aktionären der "Neuen Zürcher" verband ihn liberale Parteinähe: Dengler hat die Neos in Österreich mitbegründet.

NZZ ade

Dengler trat an, die "Neue Zürcher" und ihren Konzern digitaler aufzustellen und geografisch zu expandieren. Das von Michael Fleischhacker und Rudi Fußi gegründete Bezahlportal NZZ.at für Österreich war eines der großen Projekte, es galt als Versuchslabor für Expansion nach Deutschland. Nach technischen, inhaltlichen, personellen Adaptionen wurde NZZ.at im April eingestellt. Bei der Trennung von Dengler habe das Projekt keine Rolle gespielt, hieß es.

Dengler habe die NZZ-Gruppe "erfolgreich auf die digitale Welt ausgerichtet", Prozesse und Führung "modernisiert und die richtigen Talente an Bord geholt". Auch deren Positionen im Konzern wechselten. Dengler habe die Druckereien "verschlankt", die Regionalmedien neu sortiert. All das habe sich "zunehmend positiv in den unternehmerischen Kennzahlen niedergeschlagen".

Nun sollten "die angestoßenen Innovationsprojekte realisiert und weiterentwickelt werden", lässt Verwaltungsratspräsident Jornod verlauten. Finanzchef Jörg Schnyder leitet die Gruppe interimistisch, ein neuer "geeigneter" Chef wird gesucht.

Dengler schweigt zum – sofortigen – Abschied. Über seine Zukunft sagt er nur: "wandern und nachdenken" – und dann weitersehen. (fid, 7.6.2017)