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Apple-Manager Phil Schiller präsentiert neue Siri-Features.

Foto: AP/Sakuma

Apples Siri-Team war vor drei Jahren recht zufrieden: Die digitale Assistentin galt als klug, konnte mehr als ihre Konkurrenten und wurde von immer mehr Nutzern täglich abgerufen. Als Amazon im Winter 2014 zu einem Event einlud, machte sich Apple keine Sorgen. Doch das änderte sich laut einem ehemaligen Angestellten "rasch", als Amazon den smarten Lautsprecher Echo aus dem Hut zauberte – der Stimmen von Hintergrundgeräuschen isolieren und aus der Ferne antworten konnte.

Apples Siri-Team wurde klar, dass Amazon – entgegen Apples internen Erwartungen – plötzlich die Nase vorn hatte. Diese Anekdote, die nun vom "Wall Street Journal" berichtet wurde, illustriert, wie Apple erneut einen wichtigen Trend verschlafen hat.

Siri hinkt hinterher

Mittlerweile sind Amazon und Google im Bereich der digitalen Assistenten an Apple vorbeigezogen. Auch Microsofts Cortana schlägt Siri in wichtigen Statistiken. In unabhängigen Studien zeigt sich, dass der Google Assistant und Amazon Alexa rund 90 Prozent von auf Englisch gestellten Fragen korrekt beantworten – bei Siri stürzte dieser Wert auf 62 Prozent ab. Auch im Bereich der Befehlserkennung hinkt Siri hinterher.

Apple schaltet schrittweise neue Befehle frei, während Entwickler bei Amazon Alexa selbst "Skills" programmieren können. Vergangenes Jahr enthüllte Apple auf der WWDC etwa 150 neue Kommandos für Siri. Das soll für viele Entwickler ein Knackpunkt gewesen sein. "Einige hatten nun die Meinung, dass Siri 'für immer dumm bleibt'. Sie wechselten zu Google oder Alexa", sagt Entwickler Brian Roemmele zum "Wall Street Journal".

Fulminanter Start

Nach einem fulminanten Start – iPhone-Verkäufe schnellten nach der Einführung von Siri um bis zu 70 Prozent in die Höhe – verlor Siri nach und nach an Vorsprung. Dafür gibt es mehrere Gründe: beispielsweise ständige Personalwechsel bei Apple. Außerdem wirbt der Konzern mit hohem Schutz der Privatsphäre, was aber die Weiterentwicklung derartiger Features hemmen kann. Dazu kommt, dass Apple seine digitale Assistentin primär für das iPhone auslegte und sich weiterhin auf Smartphone-Features konzentrierte. Der Erfolg von vernetzten Lautsprechern wie Amazons Echo hat Apple auf dem falschen Fuß erwischt.

Kritik an Cook

Siri galt als eines der letzten Projekte von Apple-Mitgründer Steve Jobs, der im Oktober 2011 starb. In den vergangenen Monaten mehrt sich die Kritik an Apples Chef Tim Cook, der nach Jobs übernommen hatte. Die nur langsam erfolgende Weiterentwicklung von Siri soll dafür nur ein Symptom sein. Ähnliches spielt sich laut Analysten auch in Bereichen wie dem Musikstreaming ab: Apple hatte mit iTunes sehr früh einen beliebten Dienst etabliert, dann jedoch übersehen, wie populär Dienste wie Spotify wurden. Erst sehr spät stieg man mit Apple Music in diesen Bereich ein. Kritiker vermuten, dass sich Derartiges auch bei Virtual Reality und smarten Autos abspielen wird.

Für den Erfolg von Apples smartem Lautsprecher Homepod sind Siris Fähigkeiten ein entscheidender Faktor. Im Herbst sollen weitere Features folgen, dann soll Siri etwa englische Phrasen in fünf Sprachen übersetzen können. Außerdem sollen Nutzern persönliche Vorschläge für Webseiten und Apps unterbreitet werden können. (fsc, 20.6.2017)