ORF ohne Champions League: Ab der Saison 2018/19 bis 2020/21 laufen die Spiele exklusiv im Pay-TV bei Sky und DAZN.

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Die Fußball-Champions-League wird ab der Saison 2018/19 bis 2020/21 exklusiv im Pay-TV bei Sky und DAZN zu sehen sein. Das gab Sky am Dienstag bekannt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Königsklasse, dass alle Spiele in Deutschland und Österreich exklusiv im Pay-TV oder als Streamingangebot ausgestrahlt werden.

ORF-Sportchef Hans-Peter Trost hatte sich zuletzt bereits pessimistisch gezeigt, dass der ORF mit seinem Angebot eine Chance hat. "Ökonomisch ist das nicht mehr möglich", sagt Trost am Dienstag zum STANDARD: "Das ist der Trend der letzten Jahre, dass es bei großen Sportarten eindeutig in Richtung Pay-TV geht." Die großen Vereine würden Druck auf die UEFA machen, um noch mehr Geld zu lukrieren. Der ORF müsse sich die Frage stellen, welche Sportarten er halten könne und welche nicht: "Wir können nicht alles abdecken." Insgesamt habe man derzeit 70 verschiedene im Programm. Der ORF zeigt die Königsklasse des Fußballs seit 2015 wieder, nachdem sich zuvor Puls 4 (ab 2012) die Rechte gesichert hatte.

TV-Rechte für Bundesliga und Ski Alpin ausgeschrieben

Der öffentliche-rechtliche Sender verliert mit der Champions League ein Quotenzugpferd: Das Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin sahen Anfang Juni im Schnitt 689.000 Zuseher, was einem Marktanteil von 32 Prozent entspricht. Laut ORF-Angaben erreichten die Spiele der aktuellen Saison durchschnittlich 457.000 Zuseher, die Spiele nach der Gruppenphase kamen sogar auf 517.000. Der Marktanteil lag im Schnitt bei 17 Prozent.

"Gerade Live-Sport wird sehr gut angenommen", sagt Sportchef Trost und verweist auf Fußballrechte, die der ORF auch nach dem Jahr 2018 noch besitzt: etwa die Spiele der österreichischen Nationalmannschaft, die Europa- und Weltmeisterschaft. Ausgeschrieben wurden kürzlich auch die Rechte für die österreichische Fußballbundesliga und für Ski Alpin. Der ORF werde sich jedenfalls um diese Rechte bemühen, versichert Trost.

Europa League noch ausständig

Bislang besaß Sky bereits die Pay-TV-Rechte der Champions League, allerdings wurden auch in ZDF und ORF Spiele ausgestrahlt. Die Abwanderung der Champions League ins Pay-TV hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angedeutet. Noch nicht vergeben ist das Rechtepaket für die Europa League. Der ORF hat kein Angebot gelegt. In Österreich überträgt derzeit Puls 4 ein Match pro Spieltag.

ZDF-Intendant: Schlechte Nachricht für Fußballfans

"Wir hätten unseren Zuschauern gerne auch über 2018 hinaus die Livespiele der Champions League gezeigt. Deshalb hat das ZDF ein sehr gutes Angebot abgegeben. Als beitragsfinanzierter Sender gab es dafür allerdings eine klar definierte Obergrenze", sagt ZDF-Intendant Bellut in einer ersten Reaktion, "wir sind auch ohne die Rechte wettbewerbsstark und haben Alternativen. Anstelle der Übertragungen können wir künftig in andere hochwertige Programmangebote investieren". Für die Fußballfans sei die Verlagerung der Champions League in das Pay TV "eine schlechte Nachricht. Europäischer Spitzen-Fußball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher."

DAZN als Sublizenznehmer

Sky wird die Übertragungen der Champions League weiterhin über Satellit, Kabel, IPTV und Web/Mobile (Sky Go und Sky Ticket) anbieten. Die Perform Group wird als Sublizenznehmer ihre Spiele über ihren Streamingdienst DAZN verbreiten. Offen ist, welche Spiele Sky und welche Partien DAZN zeigt. Auch die Kosten für die Kunden sind noch nicht bekannt. Das DAZN-Abo kostet derzeit rund zehn Euro pro Monat. "Rechtzeitig vor Beginn der neuen Rechteperiode werden alle weiteren Einzelheiten zu dieser Vereinbarung bekanntgegeben", hieß es in einer Mitteilung.

Mehrere hundert Millionen Euro schweres Paket

Über die Kosten für den Deal machte Sky keine Angaben. Branchen-Experten schätzen, dass das Dreijahrespaket für die Rechte mehrere hundert Millionen Euro kostet. Die UEFA kassiert damit auch auf dem deutschen Markt wesentlich mehr Geld als bisher. Rund 50 Millionen Euro hat das ZDF laut Schätzungen bisher pro Saison bisher ausgegeben, der ORF rund fünf Millionen.

Zuvor hatte Europas Fußball-Verband bereits in Großbritannien nach übereinstimmenden Medienangaben einen Rekord-Vertrag über 1,2 Milliarden Pfund (1,38 Milliarden Euro) mit BT Sports abgeschlossen.

Sky ging auf der Insel leer aus, nun ist die Freude beim Unternehmen groß. Der Pay-TV-Sender bekommt endlich mehr Exklusivität und hat mit dem Deal einen neuen Konkurrenten eingebunden. Da das Sport-Streamingportal DAZN nur Sublizenz-Nehmer ist, dürfte Rechtegeber Sky entscheiden, welche Spiele er exklusiv zeigt. "Wir sind mit dem Ausgang der Rechte-Ausschreibung sehr zufrieden", sagte Sky-Chef Carsten Schmidt.

James Rushton, Mitglied der Geschäftsführung der Perform Group und Chief Executive Officer von DAZN: "Wir sind extrem stolz, die Uefa Champions League ab der Saison 2018/2019 auf DAZN anbieten zu können. Dieses Recht ergänzt unser Live-Angebot an europäischem Spitzenfußball perfekt." (sid, omark, red, 13.6.2017)