Die Prognose für Patienten mit einer primär sklerosierenden Cholangitis ist schlecht, betroffen sind 0,01 Prozent der Bevölkerung.

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"Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine der letzten großen ‚Black Boxes‘ in der Hepatologie, eines der letzten ungelösten Rätsel", sagt Michael Trauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Med Uni Wien. Die Krankheit ist eine derzeit noch unheilbare Lebererkrankung, an der vor allem jüngere Menschen zwischen 30 und 40 Jahren erkranken.

Nun zeichnet sich eine erste Therapiestrategie ab. Die Krankheit könnte mit einer synthetischen Gallensäure mit dem Wirkstoff nor-Ursodeoxycholsäure (Nor-Urso) kuriert werden, teilte die Med Uni Wien kürzlich mit. Das zeigte eine Phase-II-Studie gemeinsam mit der Med Uni Graz und der Medizinischen Hochschule Hannover.

Von primär sklerosierender Cholangitis sind 0,01 Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Erkrankung ist durch eine Störung der Galleproduktion gekennzeichnet, deren Ursache noch unbekannt ist. Da die Erkrankung zu Leberzirrhose und Gallengangskrebs führen kann, ist die Prognose schlecht.

Verbesserung der Leberwerte

161 Patienten aus 45 Zentren in zwölf Ländern nahmen an der von Dr. Falk Pharma in Freiburg finanzierten Europäischen multizentrischen Phase-II-Studie unter der Leitung der Med Uni Wien teil. Neben Österreich und Deutschland wurden auch in Belgien, Dänemark, Großbritannien, Ungarn, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Finnland und Schweden Untersuchungen durchgeführt.

"In allen getesteten Dosierungen gab es deutliche Verbesserungen der Leberwerte", sagt Studienleiter Trauner. "Das ist ein vielversprechendes Ergebnis. Damit kann jetzt eine Phase III-Studie gestartet werden, die auch die Langzeitauswirkungen auf die Erkrankungsprogression untersucht. Falls die Heilung mit Hilfe von Nor-Urso gelingen sollte, wäre das ein bemerkenswerter Durchbruch", erläutert der Experte.

In der im "Journal of Hepatology" veröffentlichten Studie zeigten die Forscher laut der Aussendung, dass Nor-Urso klinisch effektiv, sicher und gut verträglich ist. Es wirkt direkt am Gallengang und spült die Gallenwege durch eine Erhöhung des bikarbonatreichen Gallenflusses von Giftstoffen frei. Die Ergebnisse lassen darauf hoffen, dass Nor-Urso auch dazu beitragen kann, Leberfibrose zu stoppen und das Bindegewebe zu verbessern. Die folgende klinische Phase-III-Studie soll rund drei Jahre dauern. (APA, red, 13.6.2017)