Das Hormon Östrogen spielt bei einem Großteil der Brustkrebstypen eine wichtige Rolle und trägt zum Überleben und der Vermehrung der Tumorzellen bei. Forschende der Uni Genf um Didier Picard berichten, wie Östrogen auch auf gesunde Bindegewebszellen in der Tumorumgebung wirken kann. Dadurch stacheln diese die Krebszellen zum Wandern an.

Gemeinsam mit Kollegen der University of Calabria hat Picards Team entdeckt, dass Bindegewebszellen in der Tumorumgebung mitunter eine bisher unbekannte Variante einer Östrogen-Andockstelle (Rezeptor) enthalten. Anstatt in der Zellmembran kommt diese Rezeptor-Variante im Zellkern vor und besitzt einige neue Eigenschaften, wie die Forscher im Fachblatt "Oncotarget" berichteten.

Aus der Umgebung wirken

Anders als die bisher bekannten Versionen kann die neue Variante unter anderem Gene aktivieren, die mit malignem Zellwachstum in Verbindung stehen. Außerdem schütten die Bindegewebszellen mit dieser Rezeptor-Version Moleküle aus, die benachbarte Brustkrebszellen zum Wandern anregen. Das begünstigt die Bildung von Tochtergeschwüren.

Forschungsgruppen weltweit untersuchen die Rolle der Mikroumwelt von Tumoren, um neue Therapieansätze zu entwickeln. Denn Krebszellen interagieren mit gesunden Zellen der Umgebung, um zu überleben und zu wachsen.

"Wir haben ein wichtiges Element des Dialogs zwischen entarteten Zellen und den angrenzenden gesunden Zellen entschlüsselt", sagte Studienautor Marco Pupo laut der Mitteilung. Es könnte sich lohnen, die neue Rezeptor-Variante und ihre Funktion als Ansatzpunkt für neue Therapien zu prüfen. (APA, 19.6.2017)