Freudenkuss mit Tränen in den Augen: Zwei Frauen nach der Abstimmung im Bundestag vergangenen Freitag.

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Deutschland hat sie beschlossen, die Ehe für alle. Eine längst überfällige Entscheidung, die nun Länder wie Österreich sehr alt aussehen lässt. Aber das hat hierzulande ja noch selten gestört.

Jenen, die als Moralwache gebetsmühlenartig wiederholen, dass die "Homo-Ehe" der falsche Weg sei, kann ich nur in einem Punkt beipflichten: die Bezeichnung "Homo-Ehe" ist Unsinn, denn es gibt nur eine "Ehe für alle". Es soll eben keinen Unterschied machen, wer mit wem eine Ehe eingehen möchte. Es gibt schließlich auch keine "Blonden-Ehe", "Pinzgauer-Ehe" oder "Akademiker-Ehe".

Kinder zeugen

Es gibt unendlich viel Unsinn, der im Zusammenhang mit der "Homo-Ehe" gesagt wird. Vom Kardinal in Deutschland bis zur Regionalpolitik in Österreich ist ein Argument immer und immer wieder zu hören: Es gehe um die "Weitergabe von Leben". Oder wie der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner in der ORF-"Pressestunde" sagte: "Der Staat muss ein Urinteresse daran haben, dass auch Kinder gezeugt werden."

Ich bin selbst Vater von drei Töchtern und drei Söhnen. Mir ist aber nicht klar, inwieweit die Tatsache, dass nicht alle Menschen heiraten dürfen, mich zu meinen Kindern gebracht hat. Warum sollte es zu mehr gezeugten Kindern kommen, wenn Lesben und Schwule nicht heiraten dürfen? Glaubt hier wirklich jemand, dass Lesben und Schwule 2017 dann halt aus Verlegenheit doch einen Heterosexuellen heiraten und Kinder zeugen?

Zeugungssteigernder Effekt

Ich kenne lesbische Frauen, die sich wegen ihrer eheähnlichen Lebensform zu einem Kind mithilfe eines Samenspenders entschlossen haben. Also wenn schon ein staatliches Kinderzeugungsinteresse ins Treffen geführt werden soll – das unter anderem auch bedenklich sein kann –, dann würde wohl die Ehe für alle einen zeugungssteigernden Effekt haben. Aber das wird die Kleinkarierten überfordern. Und deshalb reden und reden sie weiter: viel Unsinn rund um die "Homo-Ehe". (Bernhard Jenny, 4.7.2017)