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Sexroboter bergen Chancen, aber auch Risiken.

Foto: REUTERS/Albert Gea

Sexualität gehört für viele Menschen zum Leben wie Schlaf und Nahrung. Doch es gibt Personen, die daran nicht problemlos teilhaben können – sei es aus körperlichen Gründen oder etwa aufgrund sozialer Isolation. Für sie könnten lebensechte Sexroboter eine Abhilfe schaffen. Hersteller, die sich darauf spezialisiert haben, gibt es bereits mehrere. Doch die künstlichen Sexpartner werfen auch allerlei ethische Fragen auf.

Männer eher interessiert als Frauen

Die Foundation for Responsible Robotics (FRR) hat am Mittwoch ihren ersten Bericht über die Zukunft der Sexualität mit Robotern veröffentlicht. Die Autoren widmen sich darin Fragen über die Art der Beziehung, die Menschen mit Robotern führen würden, ob Sexroboter in Bordellen arbeiten könnten oder ob sie zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden könnten. Dazu wurden mehrere Studien und Umfragen aus den USA, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden analysiert.

Die Forscher fanden heraus, dass es sowohl einen Markt für Männer als auch Frauen gibt, wenngleich Frauen deutlich weniger an solchen Robotern interessiert wären. Allgemein lasse sich sagen, dass doppelt so viele Männer wie Frauen Sex mit einem Roboter haben wollten. Die Autoren des Berichts merken an, dass sich diese Erkenntnisse allerdings nicht auf andere Kulturen umlegen lassen. Sie gehen davon aus, dass Sexroboter beispielsweise in islamischen Staaten verboten wären.

Eher Spielzeug als Partner

Allgemein würden Roboter eher als Sexspielzeug wahrgenommen und nicht als Partner, zu dem man eine emotionale Bindung aufbauen kann. Allerdings gebe es auch einige Menschen, die eine fiktive Beziehung mit Sexpuppen entwickelt hätten, die für sie bis zu einem gewissen Grad auch emotional erfüllend sei.

Die Umfragen hätten gezeigt, dass auch Kunden von Bordellen Sexroboter akzeptieren würden. Vor allem in den USA herrsche die Meinung vor, dass künstliche Sexarbeiter angemessener seien. Man habe aber keine Hinweise darauf gefunden, dass solche Bordelle illegale Prostitution eindämmen könnten. Als problematisch sehen die Autoren des Berichts, dass durch solche Roboter der weibliche Körper noch stärker als bisher zum Objekt degradiert werden könnte.

Therapiezwecke

Chancen ortet die Foundation for Responsible Robotics bei therapeutischen Einsatzzwecken. Sexroboter könnten Menschen nach traumatischen Erlebnissen oder mit Sexualfunktionsstörungen helfen, einen neuen Zugang zu Sexualität zu entwickeln. Menschen mit Behinderung könnten sich entscheiden, ob sie den Dienst von Sexualbegleitern in Anspruch nehmen oder die Anonymität eines Sexroboters vorziehen. Die Forscher stießen auch auf den Vorschlag, Sexroboter in Altersheimen zur Verfügung zu stellen. Diese Idee ist allerdings umstritten. So ist unklar, wie Personen mit stark vorangeschrittener Demenz auf die "falschen" Menschen reagieren könnten.

Ein besonders heikles Thema wurde schließlich mit der Frage aufgeworfen, ob Roboter die Zahl von Sexualdelikten eindämmen könnten. Nur eine kleine Anzahl an befragten Personen glaubt, dass sich Menschen mit gefährlichen oder illegalen Neigungen damit zufrieden geben, diese an Robotern auszuleben. Besonders umstritten ist das bei kindlichen Sexrobotern. Laut Bericht gibt es durchaus Therapeuten, die glauben, dass Pädophile durch entsprechende Roboter davon abgehalten werden könnten, Kinder zu missbrauchen. Wobei die rechtliche Frage, ob solche Kinderroboter legal sind, nicht in allen Ländern geklärt sei. Umgekehrt gebe es Wissenschafter und Therapeuten, die befürchten, dass dadurch Vorlieben nur bestärkt würden. Sie warnen vor negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Offene Debatte gefordert

Die Autoren des Berichts schließen damit ab, dass es in vielen Bereichen noch weiterer Untersuchungen bedürfe – vor allem in der Frage, ob Sexroboter Straftaten verhindern könnten. Sie fordern einen offenen Diskurs. (red, 5.7.2017)