Mediaprint-Geschäftsführer Gerhard Riedler verlässt den Krone-Kurier-Verlag.

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Wien – Abgänge in höchsten Etagen bei Österreichs größtem Verlagskonzern Mediaprint: Geschäftsführer Gerhard Riedler (54) verlässt den Krone-Kurier-Verlag. Wolfgang Altermann (75), langjähriger Krone-Geschäftsführer, vertritt Familie Dichand nicht mehr im obersten Mediaprint-Gremium. In dem Gesellschafterausschuss (GAS) sitzt nun Investor Kurt Stiassny an der Seite von Krone-Herausgeber und Erbenvertreter Christoph Dichand.

Familienaufstellung

Stiassny steht der Bertha-Privatstiftung von Christoph und Eva Dichand vor. Eva Dichand, inzwischen Heute-Herausgeberin, lernte Christoph einst als Angestellte von Stiassnys UIAG kennen – der Unternehmens Invest AG, einst unter anderem engagiert bei Libro. Und: Stiassny ist auch Stiftungsvorstand der Pluto Privatstiftung, die noch 24,4 Prozent am Verlag der Gratiszeitung Heute hält.

Nach Funktionen und Geschichte ist er relativ klar einem Teil der Familie Dichand zuzuordnen – und jedenfalls nicht wahrnehmbar Helga Dichand, der Witwe des 2010 gestorbenen Krone-Gründers Hans Dichand und seinen älteren Kindern Michael und Johanna, die Eva Dichand eher distanziert gegenüberstehen sollen.

Zwischen den Eigentümerfronten

Riedler, Vertrauter Christoph Dichands, geriet im Streit der Krone-Eigner zwischen die Fronten. Die deutsche Funke-Gruppe und die Familie Dichand streiten über garantierte Gewinne und andere Vorrechte der Dichands. Seit 1. Juni können die Verträge darüber gekündigt werden. Die Funkes dürften das vorhaben.

Riedler, seit 2013 Geschäftsführer des Krone-Kurier-Verlagskonzerns Mediaprint, verlässt die Geschäftsführung des Unternehmens im Einvernehmen mit den Gesellschaftern. Donnerstag wurden STANDARD-Infos über den bevorstehenden Abgang mit einer Presseinformation des Konzerns bestätigt – eine weitere Etappe im jahrzehntelangen, erbitterten Streit der "Krone"-Hälfteeigentümer. Riedler solle sich "nach kürzerer Auszeit anderen Tätigkeiten widmen", heißt es in der Aussendung.

Die neue Besetzung

Riedler (54) vertrat in der Dreiergeschäftsführung von Österreichs größtem Verlagshaus Hälfteeigentümer "Kronen Zeitung". Er ist zudem noch als Prokurist des Krone-Verlags und Geschäftsführer einer Reihe von "Krone"-Gesellschaften von Krone Multimedia bis Kronehit im Firmenbuch eingetragen.

Mediaprint-Geschäftsführerin wird nun Konzern-Finanzerin Monika Fuhrheer – neben Thomas Kralinger (Kurier) und Axel Bogocz (Funke-Gruppe). Riedler verlässt die Mediaprint.

Ernst Swoboda, Kronehit-Radio-Geschäftsführer, übernimmt zusätzliche Funktionen im Online-Bereich der "Kronen Zeitung" und bei der IP-Austria.

"Umsatzrekorde"

"Riedler scheidet im Einvernehmen mit allen Gesellschaftern aus der Geschäftsführung aus. Die Gesellschafter heben ausdrücklich seine Leistungen hervor, die zu Umsatzrekorden und einem der besten Geschäftsjahre in der Mediaprint und damit verbunden für die "Kronen Zeitung" und "Kurier" geführt haben", heißt es in der Aussendung. Riedler werde sich "nach kürzerer Auszeit anderen Tätigkeiten widmen", er freue sich auf neue Herausforderungen.

Das Branchenmagazin "Der österreichische Journalist" würdigte Riedler Ende 2016 als "Medienmanager des Jahres".

Riedler galt bisher als möglicher Nachfolger von "Krone"-Langzeitgeschäftsführer Wolfgang Altermann (75), der Donnerstag in einem Arbeitsgerichtsprozess anklingen ließ, dass er sich in diesem Jahr in die Pension zurückziehen dürfte. Altermann, langjähriger Wegbegleiter des 2010 gestorbenen Hans Dichand bei der "Krone", verschob einen Pensionsantritt schon mehrfach in den vergangenen Jahren.

Kein Schaden

Riedlers Rückzug aus der Mediaprint-Geschäftsführung gingen wie berichtet Untersuchungen der Wirtschaftsprüfer von KPMG voraus sowie Auseinandersetzungen der "Krone"-Eigentümer – Familie Dichand und deutsche Funke-Gruppe – über den Umgang damit. Riedler galt als Vertrauensmann von "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand.

Vom STANDARD berichtete Vorwürfe von Ungereimtheiten bei Boni und Reisekostenabrechnungen wies der Mediaprint-Manager wie berichtet zurück: Lediglich eine Prämie sei irrtümlich und ohne sein Wissen von der Lohnverrechnung doppelt ausbezahlt worden. Als er darauf hingewiesen worden sei, habe er darauf die Prämie zurückgezahlt. Es sei also kein Schaden entstanden. (red, 6.7.2017)