Ferdinand Schmalz siegt beim Bachmannpreis in Klagenfurt.

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"Das ist Kunst", tuschelte eine Dame im Publikum, als Ferdinand Schmalz mein lieblingstier heißt winter zu Ende gelesen hatte. Das war nicht als Schimpf gemeint, sondern voll Anerkennung. Mit einem Gesamtkunstwerk aus sprechenden Namen, verquerem Humor, gewitzter Klugheit und Sprachbegeisterung hat der Dramatiker in einem Start-Ziel-Sieg den Hauptpreis der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur gewonnen. Gestartet hatte die Lesung des Wahlwieners mit einem Videoporträt, in dem er die Verbindung von Sprache und Nahrungsaufnahme beschwor. Schließlich geschehe beides mit den Mundwerkzeugen.

Tatsächlich ist essen ein wiederholtes Motiv im auf den Bühnen erfolgreichen Werk des 31-Jährigen – angefangen beim kleinsten dieser Texte, mit dessen Hilfe der 1985 in Graz als Matthias Schweiger Geborene sich selbst in Ferdinand Schmalz umbenannte.

Die Linie setzt sich über Stücktitel wie am beispiel der butter, dosenfleisch und herzerlfresser fort. Für das erstgenannte Stück gewann Schmalz 2013 den Retzhofer Dramapreis, wurde das erste von drei Malen für den Mülheimer Dramatikerpreis nominiert und von der Zeitschrift Theater heute zum Nachwuchsautor 2014 gewählt. Der jüngste Wurf heißt der thermale widerstand, der nächste feiert (Februar 2018) als Bearbeitung des Jedermann im Burgtheater Premiere.

Im "relativ theaterfernen" Ennstal aufgewachsen, hat Schmalz als Regieassistent gearbeitet, Theater-, Film- und Medienwissenschaften sowie Philosophie studiert und vor drei Jahren die erste Einladung Sandra Kegels nach Klagenfurt abgelehnt. Erst jetzt habe er Zeit gehabt. Zu merken, dass seine Arbeit auch als Lesetext so gut funktioniere, sei toll. Nervös wird er, wenn er mehrere Tage nicht schreibt. "Man will ja auch reagieren auf das, was sich so tut in der Welt. Mir käme es komischer vor, da stumm zu bleiben." Für dieses Reagieren auf die Welt, überzeichnend exerziert in den leichthin oft als "einfach" bezeichneten Menschen, wird er in eine Tradition Ödön von Horváths gerückt. Mit der Zuspitzung der Sprache, in der große Kraft liege, so Schmalz, fügt er sich in eine weitere österreichische Tradition.

Den Bachmannpreis-Text, an dessen Anfang die Frage stand, wie wir heute mit dem Tod umgehen, will er ausbauen. Das langsame Dahinarbeiten sei dabei der schönste Zustand, so Schmalz. Wer ihn schmunzeln sah, weiß aber: Gewinnen ist auch nicht übel. (Michael Wurmitzer, 9.7.2017)