Meine Katze ist die beste und pelzigste Verkörperung der These vom strengen Monotheismus des Ägyptologen Jan Assmann: Der eifersüchtige Gott, wie sich JHWH (Jahwe) in Dtn 5,9 selbst nennt, duldet keine anderen Götter neben sich, ihnen auch nur einen freundlichen Blick zuzuwerfen, ist ihm ein Gräuel, der nicht ungeahndet bleibt. Jeder zarte Streichler für die liebesbedürftige Nachbarskatze wird mit bösem Blick, Liebesentzug und nadelspitzen Krallen, die quer über den Unterschenkel gezogen werden, bestraft.

Auch wenn die These, Moses hätte den strengen Monotheismus, den er seinem Volk nach dem Auszug aus Ägypten verordnete, aus derartigen Erfahrungen mit seiner Katze im Pharaonenpalast am Nil heraus entwickelt, religionsgeschichtlich einige empirische Lücken aufweist – die Katze kann auf eine zentrale Rolle in verschiedenen Religionen zurückblicken. Diese zumindest in Auszügen zu würdigen, ist für die Religionswissenschaft am Weltkatzentag nur recht und billig.

"Socke", die eifersüchtige Göttin der Autorin.
Foto: Theresia Heimerl

Verehrt, geopfert, ignoriert: Katzen im alten Ägypten und in der Bibel

Im alten Ägypten zu beginnen, ist naheliegend. Bastet, mitunter auch mit Löwenkopf dargestellt und so mit der Göttin Sachmet verwechselbar (oder je nach Interpretation synkretistisch zusammenfallend), war eine in Ägypten seit der Frühzeit nachweisbare Göttin, die als Tochter des Sonnengottes Re vorgestellt wurde und den Funktionsbereich Fruchtbarkeit, Frauen und Kinder zugewiesen bekam. Ihr Kult wird mehrfach auch bei römisch-griechischen Autoren erwähnt. In ihrem Kult begegnen wir auch dem religionswissenschaftlich spannenden, für tierliebe Menschen eher schwer nachvollziehbaren Phänomen, dass Menschen rituell töten, was sie verehren: Die zahlreichen Katzenmumien waren Ergebnis von Opferungen, soll heißen, Priester im Bastettempel töteten die hierfür gehaltenen Katzen gegen entsprechendes Opfergeld.

Göttlicher Status schützt also nicht vor gewaltsamem Tod, er macht allerdings das diesseitige Leben bedeutend angenehmer als die Stigmatisierung als Inkarnation des Bösen, wie sie im Christentum ab dem 12. Jahrhundert zur weithin akzeptieren Lehre wurde. Doch zuvor sei noch darauf hingewiesen, dass die Katze in der Bibel nur einmal vorkommt und das in abwertendem Zusammenhang: Gehört sie doch in Bar 6,21 zu jenen Tieren, die sich auf den "Götzenbildern" der Babylonier niederlassen und so, für die monotheistischen Verfasser, diese Bilder als falsche Götter entlarven.

Statuetten der ägyptischen Katzengöttin Bastet.
Foto: istockphoto.com/portfolio/webphotographeer

Der Teufel ist ein schwarzer Kater

Die Angst vor der Idolatrie, also der Anbetung von Götzenbildern (auch) in Tiergestalt führt auf Umwegen dann zu der höchst unrühmlichen Episode des Katzenhasses im westlichen Mittelalter. Mittelalterliche Theologen meinten, der Teufel würde bevorzugt als riesiger schwarzer Kater erscheinen, welchem die Häretiker in ihrem Glaubensabfall zur Huldigung das Hinterteil küssten und so Teufelsanbetung und die Anbetung von tierischen Götzenbildern in einem praktizierten. Einer dieser Theologen, Alanus ab Insulis, leitet sogar Katharer, aus dem das deutsche Wort Ketzer wurde, vom (vulgärlateinischen) Wort cattus (=Kater) ab. Die Katharer, die mit Katzen, egal welcher Farbe, nichts zu tun hatten, sondern ein dualistisches Weltdeutungsmodell in Nachfolge des Manichäismus pflegten, wurde dann auch zum Prototyp für alle bösen Gottesleugner. Sie alle, so die rechtgläubige Fama, versammeln sich nächtens, feiern Orgien und beten den Teufel in Katzengestalt an (mitunter auch als Kröte oder Ziegenbock, aber wir haben ja Weltkatzentag).

Von hier stammt das noch in politisch inkorrekten Kinderbüchern bis in die 1970er zu findende Bild von der Hexe mit schwarzer Katze auf der Schulter: Hexen sind aus der soeben ausgeführten Logik praktische Häretikerinnen, die ihren Paktpartner bei seinen Hausbesuchen mit sich herumtragen. Abseits dieser spekulativen Auswüchse der Häresiologie führte der Generalverdacht gegenüber Katzen zu brutalen Verfolgungen und Tötungen der Tiere bis in die Neuzeit hinein nach dem Motto: wer Katzen verbrennt, verbrennt auch Ketzer. Bei vielen Vertretern des Christentums hat die Katze heute eine Rehabilitierung erfahren, deutsche Theologen haben ihr sogar ein eigenes Buch gewidmet: "Eine seltsame Gefährtin".

Die schwarze Katze wurde zum Symbol von Hexen und Häretikern.
Foto: AP/Seth Casteel

Die Legende von der Katze im Ärmel des Propheten

Der Katze in islamisch geprägten Kulturen hat die verstorbene Orientalistin Annemarie Schimmel bereits 1983 das Buch "Die orientalische Katze" gewidmet, in dem sie eine beachtliche Anzahl an Überlieferungen, Legenden und Berichten aus diesem Kulturraum zusammenträgt. Hier wird ein positiveres Bild vom Verständnis der Katze vermittelt als jenes im Christentum. Ob die Legende vom Gewandärmel, den der Prophet lieber abschnitt, als die darin schlafende Katze zu stören oder die Berichte über die Heddawa Derwische in Nordafrika und ihre besondere Beziehung zu Katzen (allerdings wieder im Spannungsfeld von Verehrung und Tötung) oder das von westlichen Reisenden mit Irritation konstatierte Füttern herrenloser Katzen als Teil des öffentlichen Lebens – selbst wenn es sich um legendarische Überlieferungen und tendenziöse Berichte handelt, spiegeln sie doch andere gedankliche Voraussetzungen als der christliche Mainstream bis weit in die Neuzeit. In jüngster Zeit ist diese Tradition leider etwas ins Hintertreffen geraten: Religiöser Fanatismus und Katzen vertragen sich hier wie dort offenbar nicht.

Der islamische Kulturraum beschreibt die Katze, im Gegensatz zum Christentum, positiv.
Foto: APA/AFP/ODD ANDERSEN

Winkende Glückskatze und Katzendämon mit Cutenessfaktor

Aus dem fernöstlichen Raum kennen wohl alle zwei Katzenikonen: Die Glückskatze mit erhobener Pfote und Hello Kitty (die angeblich keine Katze, sondern ein Mädchen darstellen soll). Die buddhistische legendarische Tradition ist hinsichtlich der Katze ambivalent. Sie soll als einziges Tier nicht unter die Lebewesen, denen es mit Achtsamkeit zu begegnen gilt, aufgenommen worden sein, weil sie Buddhas Begräbnis verschlafen oder eine Ratte, die von einer Gottheit mit rettender Medizin gesandt worden war, getötet hätte. Andererseits gibt es zahlreiche Legenden von Katzen als Bewohner buddhistischer Klöster, vor allem westliche Neo-Buddhisten sehen in Katzen oft Meditationsmeister und Begleiter in den Buddhismus, oder was sie dafür halten.

Die winkende, vorzugsweise dreifarbige Glückskatze Maneki-Neko ist längst über ihr Heimatland Japan hinaus bekannt und ist ein kommerzialisierter Reflex auf Katzenlegenden aus der japanischen volksreligiösen Tradition, wo sich Katzen in vielen Legenden als Glücksbringer oder auch einfach Warnerinnen vor Unheil finden, aber auch als dämonische Wesen wie die Bakeneko, die ihren Weg als verführerische, tödliche Katzenfrau den Weg in Horrorfilme gefunden hat oder aber die wohlwollendere Katzendämonin Nekomata, deren visuelle Umsetzung in der Anime-Serie Inu Yasha zwar religionsgeschichtlich recht frei ist, aber das akute Katzenstreichelbedürfnis extrem erhöht.

Die Maneki-Neko wird auch als Winke- oder Glückskatze bezeichnet.
Foto: APA/AFP/KAZUHIRO NOGI

Fazit: Der Weltkatzentag als Hochfest dieses göttlichen Wesens ist aus religionswissenschaftlicher Perspektive mehr als angebracht und wer nicht mitfeiert, den wird der Teufel in Gestalt eines schwarzen Katers holen. (Theresia Heimerl, 8.8.2017)

Literaturhinweise 

  • Annemarie Schimmel, Die orientalische Katze, München: Diederichs 1983.
  • Rainer Kampling (Hg.), Eine seltsame Gefährtin. Katzen, Religion, Theologie und Theologen, Frankfurt: Lang 2007.
  • Alan Scott Pate, Maneki neko, Japan’s beckoning cats. From talisman to pop icon. Mingei International Museum’s Billie Moffitt Collection. Mingei International Museum, San Diego CA 2011.
  • M. Oldfield Howey, Die Katze in Magie, Mythologie und Religion, Wiesbaden: Fourier 1991.

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