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Kartellfragen als Druckmittel gegen Feindbild CNN? Donald Trump, hier 2016 bei einer von CNN unterstützten Wahldebatte.

Foto: Reuters / Carlo Allegri

Sun Valley – Mit großen Deals ist zu rechnen, wenn die Bosse der größten Medien- und Tech-Konzerne einen kleinen Tourismusort in Idaho bevölkern. Seit Dienstag sind Konzerngrößen von Discovery bis Verizon und Viacom auf Einladung der Investmentbank Allen & Co in Sun Valley.

Nach solchen Treffen übernahm Amazon-Boss Jeff Bezos die Washington Post , Rupert Murdoch den Finanzkonzern Dow Jones mit dem Wall Street Journal . Googles Youtube-Kauf soll seinen Weg durch Idaho genommen haben.

Rupert Murdochs New York Post spekulierte vor dem Gipfeltreffen an der Talstation, US-Mobilfunkriese Verizon könnte versuchen, Disney zu übernehmen. Börsenwert der beiden Konzerne: umgerechnet 155 zu 141 Milliarden Euro. Unwahrscheinlich, zitierte der Hollywood Reporter Analysten. Verizon könnte aber Konkurrent AT&T in die Übernahme von Time Warner grätschen.

Die Übernahme von Time Warner für 75 Milliarden Euro hängt schon seit acht Monaten im US-Justizministerium. Die New York Times berichtete von Überlegungen im Weißen Haus, ob der geplante Deal als Druckmittel auf den Time-Warner-Sender CNN dienen könnte – eines der medialen Hauptangriffsziele von US-Präsident Donald Trump, der unliebsame und kritische Nachrichten als Fake News darstellt – und vorzugsweise mit Rupert Murdochs Fox News redet.

Regionaler TV-Riese

In Trumps Fahrwasser kreuzt eine weitere TV-Plattform mit großen Ambitionen: Sinclair, schon bisher größte Kette lokaler Fernsehstationen in den USA, arbeitet an der Übernahme von Tribune Media für 3,4 Milliarden Euro. Sinclair schreibt all seinen Stationen die Übernahme bestimmter Sendungen vor. "Bottom Line With Boris" von Boris Epshteyn zum Beispiel, der im April aus Trumps Team im Weißen Haus als politischer Chefkommentator zu Sinclair wechselte. Gerade erhöhte der Mutterkonzern dafür die Schlagzahl: Statt bisher dreimal sollen die Lokalsender die Bottom Line neunmal pro Woche zeigen, berichtet Politico. Zu diesen Pflichtprogrammen zählt auch der Anti Terror Desk - vor dem HBO-Satiriker John Oliver gerade als "Terror-Desk-Nonsense" von Sinclair warnt, mit dessen Programmnachbarschaft gute Journalisten bei den Lokalstationen leben müssten. Laut Oliver erreicht Sinclair nach der Tribune-Übernahme 72 Prozent der US-Haushalte.

Der Zusammenschluss liegt bei der US-Medienbehörde FCC. Sie wollte erst eine Sonderregel für TV-Marktanteile prüfen, die den Deal erleichtert. Das Bundesberufungsgericht entschied zugunsten Sinclairs gegen die Prüfung.

Medienkartellfragen beschäftigen diese Woche auch den US-Kongress, und auch hier geht es weit, weit östlich von Idaho um Google und Facebook.

Die US-Verleger – organisiert in der News Media Alliance – fordern vom Kongress eine Ausnahme von den Anti-Trust-Gesetzen der USA, um gemeinsam mit dem "digitalen Duopol" über die künftige Finanzierung von Journalismus zu verhandeln. Google und Facebook dominieren Onlinetraffic wie digitale Werbeeinnahmen.

Google und Facebook wären eine größere ökonomische Gefahr für Medien als Trump bisher mit seinen Verbalattacken, schrieb David Chavern, Vorsitzender der News Media Alliance, zuletzt im Wall Street Journal Online. (fid, 12.7.2017)