Die deutschsprachige Telenovela "Sturm der Liebe" lief bis 2011. Nur so – jung und in Sachen Liebe im Einsatz – kommen Frauen häufiger im TV vor als Männer.

Foto: ARD/Ralf Wilschewski

Sie sind Journalisten, Moderatoren oder Experten. Männer erklären auf den Bildschirmen und Kinoleinwänden, in fiktionalen und nichtfiktionalen Formaten die Welt – egal wie alt sie sind. Frauen sind in diesen Rollen weit seltener zu sehen, und schon gar nicht Frauen in fortgeschrittenem Alter. Die Ergebnisse einer Studie über die Darstellungen und Rollen von Männern und Frauen im TV und Kino zeigen, dass in diesem einflussreichen Kultur- und Medienfeld noch sehr traditionelle Bilder dominant sind. Und diese werden auch schon den kleinsten KonsumentInnen vorgesetzt, wie die Untersuchung zeigte.

Die Studie wurde von der Schauspielerin Maria Furtwängler, die bereits des Öfteren den diskriminierenden Umgang mit Frauen in der Film- und Fernsehwelt öffentlich kritisierte, initiiert. Unter der Leitung von Elizabeth Prommer vom Institut für Medienforschung an der Universität Rostock wurde schließlich die "umfassendste Studie über Geschlechterdarstellungen in deutschen TV- und Kinoproduktionen" durchgeführt, wie es vonseiten der Universität heißt.

Dafür wurden 3.000 Stunden TV-Programm aus dem Jahr 2016 sowie über 800 deutschsprachige Kinofilme aus den letzten sechs Jahren analysiert. Die Forscherinnen sahen sich sowohl fiktionale als auch nichtfiktionale Formate wie etwa TV-Information an und fragten sich, wie oft Frauen und Männer vorkommen, in welcher Rolle sie auftreten, wie alt sie sind und wie das Geschlechterverhältnis im Kinderfernsehen aussieht.

Fachfrauen – für Beziehungen

Es zeigte sich, dass Frauen in allen Kino- und Fernsehgenres deutlich unterrepräsentiert sind, außer in einem: in Soaps und Telenovelas. Einzig und allein in diesem Genre ist mit 52 Prozent der Frauenanteil höher. Im Bereich der Information (32 Prozent Frauen), in der nichtfiktionalen Unterhaltung wie etwa Kochshows, Quizsendungen oder Late-Night-Formate (31 Prozent Frauen) oder im Kinderfernsehen (28 Prozent Frauen) spielen deutlich weniger Frauen eine Rolle. Und wenn sie doch zum Zug kommen, dann vorwiegend, wenn es um Beziehungs- und Partnerschaftsthemen geht. Indessen geben Männer überall ihre Expertisen ab: In der TV-Information bestehen die befragten ExpertInnen zu 79 Prozent aus Männern. Eine starke Schieflage gibt es auch bei den gezeigten JournalistInnen, von denen 64 Prozent Männer und nur 36 Prozent Frauen sind.

Wollen Frauen im TV oder Kino vorkommen, sollten sie sich zudem ziemlich beeilen. Spätestens mit 40 stehen die Chancen für Frauen besonders schlecht. Während Mädchen im Kindesalter und junge Frauen unter dreißig gefragt sind – bei DarstellerInnen im Alter zwischen zehn und 19 Jahren liegt der Mädchenanteil noch bei 58 Prozent, und zwischen 20 und 29 Jahren beträgt er immerhin noch 54 Prozent –, geht es mit 30 in puncto Frauenanteil bergab. Frauen ab 40 Jahren kommen nur mehr zu 34 Prozent vor, ab 50 Jahren kommt nur mehr eine Frau auf drei Männer. Dieser Schwund an Frauen findet in allen Sendern und über alle Formate und Genres hinweg statt, so die Studienautorinnen.

Männlicher Möglichkeitsraum

Während in zahlreichen Bereichen rund um Kindererziehung und -betreuung oder Pädagogik Frauen in der Überzahl sind, zeigt sich in TV-Kinderprogrammen ein völlig anderes Bild. Egal, ob ModeratorInnen, Tiere, Roboter oder sonstige Kreaturen: Nur eine von vier Figuren ist im Kinderfernsehen weiblich. Bei den Tieren kommen etwa auf eine weibliche Tierfigur neun männliche.

Der Möglichkeitsraum bei imaginären Figuren und Fantasie sei fast ausschließlich männlich besetzt, heißt es in der Studie. Eine weibliche Figur im Kinderfernsehen muss sich also auch im Jahr 2017 noch wie eine Schlumpfine unter lauter Schlümpfen fühlen. (beaha, 14.7.2017)