Erdbeerwoche – kreativer Name für ein für manche peinliches Thema: die Gründerinnen Annemarie Harant und Bettina Steinbrugger (re.)

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Wien – Es ist ein Thema, über das man nicht gern spricht: Frauenhygiene und dazugehörige Produkte, selbst dann nicht, wenn sie mit dem Prädikat "nachhaltig" versehen sind. Sich mit einer E-Commerce-Plattform selbstständig zu machen, die sich mit dem (auch für viele Frauen) heiklen Thema beschäftigt, erfordert daher Mut und eine gute Portion Idealismus.

Annemarie Harant und Bettina Steinbrugger haben beides. 2012/2013 starteten sie mit ihrem Onlineshop erdbeerwoche.at, dessen Portfolio Tampons, Binden, Menstruationskappen bis hin zur Unterwäsche umfasst. Allen Produkten gemeinsam: "Sie sind nach ökologischen und fairen Prinzipien hergestellt", sagt Gründerin und Geschäftsführerin Steinbrugger.

12.000 Kundinnen

Dass die Nachfrage danach größer ist, als von anfänglichen Skeptikern vermutet wurde, dafür sprechen 12.000 Kundinnen aus zehn Ländern, die mittlerweile bei der Erdbeerwoche bestellen. Apropos Firmenname: Mit diesem Synonymwort für Menstruation soll eine Hemmschwelle für das von Tabus besetzte Thema abgebaut werden.

Ausgangspunkt für die Gründung war eine Beobachtung, die die beiden, zuvor bei der Crowdfundingplattform Respect.at aktiven Frauen erstaunte und ärgerte: Während für den Großteil von Produkten wie Lebensmittel, Kosmetik oder Kleidung EU-Richtlinien Angaben für die Inhaltsstoffe verlangen, ist dies bei "Gebrauchsgegenständen" wie Tampons oder Binden nicht erforderlich.

Zertifizierte Hersteller

"Viele Frauen wissen daher nicht, welche und wie viel Chemie darin stecken. Manche dieser Bestandteile können Hautreizungen und Infektionen im Intimbereich auslösen", sagt Steinbrugger. Die auf der Plattform angebotenen Produkte stammen den Angaben nach aus ökologisch zertifizierten europäischen Herstellerbetrieben. "Wir haben auch schon ein Produkt ausgelistet, weil die Qualität nicht mehr gepasst hat."

Den Auf- und Ausbau ihres Start-ups sind die Unternehmerinnen bewusst langsam angegangen. "Klar ist uns Umsatz sehr wichtig. Aber es war uns von Anfang wichtig, uns aus uns selbst heraus finanzieren zu können, wir sind komplett schuldenfrei", betont Steinbrugger – anders als andere Start-ups, die anfangs meist fremdfinanziert seien, sich vergaloppierten und deren Geschäft sich dann als Blase erweise. Auch liege ihnen eine Exitstrategie (sich nach ersten Erfolgen nach einem zahlungskräftigen Käufer umzuschauen) eher fern. Ziel sei für ihr Unternehmen, das mittlerweile vier Mitarbeiterinnen beschäftigt, die stabile Umsatzsteigerung fortzusetzen, führt die 34-jährige Kärntnerin aus.

Bewusstseinbildung

Die erzielten Gewinne wurden bisher immer in die zweite Säule der Erdbeerwoche investiert: Bewusstseinsbildung rund um das Thema Menstruation. Der Bereich werde nicht nur in der Nachhaltigkeitsdebatte meist vollständig ausgeklammert. Laut Erdbeerwoche-Umfrage finden 60 Prozent der Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren die Monatsregel "peinlich".

In Kooperation mit ExpertInnen wird gerade die erste digitale Lernplattform zum Thema Menstruation entwickelt. Darüber sollen Informationen und und positive Inhalte zu Menstruation und Monatshygiene vermittelt werden. (Karin Tzschentke, 17.7.2017)