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Lobbyist Rinat Akhmetshin war bei Gesprächen im Trump Tower "zufällig" dabei.

Foto: AP / Radio Free Europe / Radio Liberty

Ist Rinat Akhmetshin in Washington unterwegs, fährt er oft auf einem sehr auffälligen, orange lackierten Fahrrad. Und am Logan Circle bewohnt er ein zwei Millionen Dollar teures Apartment. Er gilt als jovial und redselig, als Kunstsammler und Opernliebhaber, der gern mit Journalisten plaudert und Seymour Hersh, Amerikas bekanntesten investigativen Reporter, zu seinem Bekanntenkreis zählt.

Auch Akhmetshin hat im Wahlkampf 2016 an einem Treffen im Trump Tower teilgenommen, organisiert von Donald Trump Junior, um aus russischen Quellen Belastendes gegen Hillary Clinton in die Hand zu bekommen. Die Episode ist das bisher deutlichste Indiz dafür, dass sich der Beraterzirkel um Präsidentschaftskandidat Donald Trump Senior nichts dabei dachte, auf russische Hilfe zurückzugreifen, um Clinton zu schaden.

In Erklärungsnot

Dass der Präsident in akute Erklärungsnot gerät, liegt auch daran, dass der Sohnemann gelogen hat, als er die Chance hatte, die Karten auf den Tisch zu legen: Als Donald Jr. auf Fox News betonte, nun sei alles gesagt, nichts mehr offen, wurde kurz darauf bekannt, dass auch Akhmetshin in der Runde im Trump Tower saß – neben Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Kampagnenmanager Paul Manafort, neben der russischen Anwältin Natalja Weselnizkaja und Rob Goldstone, einem früheren britischen Boulevardjournalisten. Die neuen Enthüllungen zertrümmern die Glaubwürdigkeit von Donald Jr. schon deshalb, weil Akhmetshin alles andere als eine blasse Figur ist, die man schnell vergisst.

Unstrittig ist seine Migrantengeschichte. 1994 übersiedelte er in die USA und wurde 15 Jahre später deren Bürger. Umstritten ist dagegen, welche Rolle er 1986 bis 1988 in der sowjetischen Armee spielte. Ein US-Unternehmen beschrieb ihn als Militärgeheimdienstler im Afghanistankrieg. Er selber sagte, er sei ein ganz normaler Wehrpflichtiger gewesen.

Rätselhafte Figur

Was die Amerikaner brennend interessiert: Könnte es dieser umtriebige Lebemann gewesen sein, der Trumps Team die Dienste russischer Hacker vermittelte, wenn es eine solche Verbindung denn gab? Es gibt Indizien dafür, dass sich Akhmetshin mit Cyberangriffen auskannte. 2015 klagte ein in Amsterdam registrierter, tatsächlich aber kasachischer Bergbaukonzern gegen den Mann: International Mineral Resources (IMR) beschuldigte ihn, im Auftrag eines russischen Konkurrenten Firmencomputer gehackt und Daten gestohlen zu haben. Später nahm der Konzern die Vorwürfe zurück.

Fest steht, dass der Netzwerker Akhmetshin auf vielen Feldern unterwegs ist – oft, aber nicht immer, im Interesse Moskaus. Einmal engagierten ihn kasachische Oppositionelle, dann wieder leistete er Lobbyarbeit gegen den "Magnitsky Act" – ein Gesetz, mit dem der US-Kongress Sanktionen gegen russische Staatsbürger verhängte, die mutmaßlich an einem gigantischen Steuerbetrug beteiligt waren. Benannt ist die Novelle nach einem Steuerprüfer, der den Tätern auf die Schliche gekommen und im Gefängnis verstorben war. Gegen den "Magnitsky Act" zog auch Juristin Weselnizkaja zu Felde. Sie, erzählt Akhmetshin, habe ihn kurz vor der Begegnung in Trumps Hochhaus gefragt, ob er nicht mitkommen wolle. Reiner Zufall also? Es gibt nicht viele, die ihm das glauben. (Frank Herrmann aus Washington, 16.7.2017)