Bild nicht mehr verfügbar.

Das 3310-Comeback generierte einigen Hype, letztlich dürfte das Handy den Bedarf der meisten Zielgruppen allerdings verfehlen.

Foto: Reuters

Ende 2000 brachte Nokia sein Handymodell 3310 auf den Markt. Die Möglichkeiten der mobilen Kommunikation passten damals auf ein monochromes Display mit 84 x 48 Pixel. Ein robustes Gehäuse, mehr als zehn Tage Standby-Zeit und nicht zuletzt der Spieleklassiker "Snake" machten es in kurzer Zeit zum bestverkauften Mobiltelefon seiner Zeit. Bis zum Produktionsende 2005 konnten 126 Millionen Stück verkauft werden.

Heuer hat Nokia, das seitdem die Marktführerschaft in dem Segment längst verloren und als Microsofts Windows-Phone-Partner einige turbulente Jahre hinter sich hat, dem Gerät ein modernisiertes Comeback beschert. Hergestellt wird das Telefon von Produktionspartner HMD. Das Fazit von Stiftung Warentest fällt gemischt aus.

Upgrades

Dünner und leichter ist die Neuauflage um 60 Euro, obwohl sie einige Neuerungen mitbringt. Ein größeres 2,7-Zoll-Display mit 320 x 240 Pixel und Farbe. 16 statt einem MB Speicher nebst Micro-SD-Slot. Eine Kamera mit Blitz und außerdem ein Bluetooth-Modul für drahtlosen Kopfhöreranschluss. Und auch mobile Internetanbindung nebst App-Store bringt das neue 3310 mit. Optional ist es auch in einer Dual-SIM-Variante zu haben.

Immer noch robust und langlebig

Seine alten Qualitäten hat das Gerät laut den Testern behalten. 18 Stunden Gesprächszeit und ein knapp dreiwöchiger Standby stechen trotz der schlankeren Maße dank der energieeffizienteren Hardware das 17 Jahre alte Vorbild aus.

Und auch den Falltest mit 100 Stürzen bestand es mit nur "wenigen Kratzern". Nach einer experimentellen Regendusche waren die Lautsprecher beeinträchtigt und Wasser hinter dem Display, nach dem Trocknen funktionierte aber alles wieder wie gehabt.

Nicht für lange Texte geeignet

Die Kernfunktionen des Gerätes sind hier Telefonie und SMS. Während Mobilgespräche problemlos abwickelbar sind, sollte man sich bei Textbotschaften auf das Wesentliche konzentrieren, insbesondere wenn man das Schreiben mit Nummerntasten und T9-Wortvorschlägen nicht mehr gewohnt ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Bildschirm recht dunkel und spiegelnd ist, was ihn unter Sonnenlicht nur schwer ablesbar macht. Die Menüführung ist "einigermaßen übersichtlich", die Navigation wird allerdings durch die schmalen Cursortasten erschwert. Es ist leicht, aus Versehen etwa den "Bestätigen"-Button zu erwischen.

Internetpurist, "Snake" immer noch "amüsant"

Die Internetfähigkeiten des neuen 3310 sind auf ein Minimum reduziert. Browser und Appstore kommen vom Anbieter Opera. Allerdings gibt es nur 2G-Konnektivität, weswegen die meisten modernen Webseiten nur langsam geladen werden. Daran ändert sich auch zu Hause nichts, denn es gibt kein WLAN-Modul, über welches sich der wiedergekehrte Klassiker mit einem drahtlosen Netzwerk verbinden könnte.

Und während die Kamera nur Fotos von mangelhafter Qualität liefert, bewertet man die bunte Neuauflage von "Snake" als "amüsanten Zeitvertreib." Praktisch sind auch neue Tools wie eine Stoppuhr, Taschenlampe und Audiorekorder.

Kontakte von einem anderen Handy müssen auf der SIM hinterlegt werden, denn eine Synchronisation via Google oder anderen Anbietern wird nicht unterstützt. Hingewiesen wird auch auf die Datenschutzerklärung des Gerätes, die vor der Inbetriebnahme akzeptiert werden muss. Diese sieht eine einmalige Standorterfassung vor. Mangels GPS-Modul erfolgt hier aber nur eine grobe Ortung über Mobilfunkmasten.

Einsteiger-Smartphone oft besser geeignet

Insgesamt punktet das neue 3310 trotz aller Extras vor allem mit den Stärken seines Vorbilds aus der Jahrtausendwende. Es ist robust und bietet lange Akkulaufzeit. Seine Kernfunktionen sind Telefonie und SMS.

Wer auf eine gute Kamera oder Messenger wie Whatsapp verzichten kann, dafür aber viel telefoniert, findet einen verlässlichen Begleiter. Allen anderen, die sich etwa flotteren Internetzugang wünschen, legt Stiftung Warentest allerdings ein Einsteiger-Smartphone anstelle des "Kulthandys" nahe. (red, 17.7.2017)