Eines muss man Richard Lugner lassen: Hartnäckig ist er. Um gegen die Sonntagsruhe im Handel zu Felde zu ziehen, war dem Wiener Einkaufszentrenbesitzer kein juristischer Weg zu weit und zu teuer. Sein dritter Anlauf gegen die Mauern der Gewerkschaft endet aber in einer Sackgasse: Kein Politiker und kein Gericht wird dem streitbaren Unternehmer eine Ausnahmeerlaubnis für seine geplante Sieben-Tage-Woche einmal pro Monat erteilen – so harmlos sie in ihrer Schmalspurvariante auch anmutet.

Da kann das österreichische Ladenöffnungsgesetz noch so löchrig sein wie ein Schweizer Käse: Eine Lex Lugner existiert nur in seinen Träumen. Zu offensichtlich ist Wettbewerbsverzerrung. Auf zu viele Krücken stützen sich die Gründe, warum ausgerechnet in seinem Grätzel besonderer Bedarf an sonntäglichem Shoppen bestehen soll.

Eines muss man Lugner, unbestritten gewiefter Vermarkter seiner selbst, aber ebenso lassen: Er bohrt in Wunden. Wien bringt seit Jahren keinen konstruktiven Diskurs über liberalere Öffnungszeiten zustande. Der offene Sonntag ist ein Stellungskrieg der Sozialpartner – eine gefährliche Strategie in Zeiten, in denen Onlineriesen der Branche um die Ohren fahren und sich die Grenzen der Arbeitszeit anderer Berufe auflösen. Die nunmehrige Einigung auf ein neues Gehaltsschema im Handel sollte Anstoß sein, den offenen Sonntag emotionsfrei und ohne Eigeninteressen auf seine Chancen, Risiken und Kosten abzuklopfen. (Verena Kainrath, 18.7.2017)