Kinderkleidung sollte mehr bieten als immer nur Blau und Rosa

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Kleines Multitalent

Foto: Dotted Doxie/PR

Ein T-Shirt für alle Kinder mit großen Plänen

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Jahrzehntelang galt die Regel "Rosa ist für Mädchen, Blau für Buben", besonders wenn es um Kleidung ging. Ohne groß darüber nachzudenken, folgten viele Eltern dieser Vorgabe. Die vermeintlichen Interessenunterschiede der Kinder werden aber nicht nur in der Farbe deutlich, sondern vielfach auch durch Aufdrucke oder Schriftzüge auf der Kleidung. T-Shirts aus der Bubenabteilung zeigen häufig Abenteurer und Helden, während auf den Mädchen-Outfits meist Prinzessinnen oder Ponys abgebildet sind.

Die Botschaft, die damit unterbewusst an die Kleinsten gesendet wird, ist fragwürdig. So ist es zwar per se nicht problematisch, wenn Mädchen pinke Shirts mit Herzen tragen und Buben blaue Pullis mit einem toughen Superhelden, aber es sollte auch Alternativen geben. Die Kinder könnten sonst in ihrer Identitätsfindung eingeschränkt werden, in dem sie die immer gleichen Geschlechterideale umgeben.

Alternativen gesucht

Aber die Sensibilisierung bezüglich des Themas scheint in der Bevölkerung zu wachsen. So sorgte vor kurzem ein Video für Aufmerksamkeit, in dem ein achtjähriges Mädchen die T-Shirt-Motive der britischen Supermarktkette Tesco kritisiert. Das Mädchen zeigt, dass die T-Shirts aus der Bubenabteilung mit dem Wort "Held!" bedruckt sind oder sie darauf ermutigt werden, kreative Lösungen zu finden ("Think outside the box"). Auf den Shirts, die für Mädchen gedacht sind, stehen Slogans wie "Ich fühl mich fabelhaft", umrahmt von Einhorn, Kussmund und Diamantenring. Auf einem anderen T-Shirt ist das Wort "Beautiful" in kursiver Glitzerschrift aufgedruckt, verziert mit einem floralen Muster.

Auch ein Werbesujet des Bekleidungsherstellers Gap sorgte letztes Jahr für Aufregung. Darauf waren ein Mädchen und ein Bub im Vorschulalter zu sehen, wobei der Bub den Kopf von Albert Einstein auf seinem T-Shirt hatte und als "kleiner Gelehrter" bezeichnet wurde. Das Mädchen trug glitzernde Katzenohren, darüber standen die Worte "Social Butterfly" ("Partygirl"). Viele Eltern fanden, dass das zu weit gehe und die Zukunftsperspektiven der Kinder dadurch auf eine Sache reduziert werden würden.

Bunt und motivierend

Seit einigen Jahren versuchen daher immer mehr Unternehmen und Kampagnen, mit den gesellschaftlichen Stereotypen in Verbindung mit Kinderkleidung zu brechen. Die amerikanische Kampagne Clothes without Limits etwa ist ein Zusammenschluss aus Labels, gegründet von Eltern, die von der stereotypen Auswahl an Kinderkleidung frustriert waren. Neben Shirts für Mädchen mit Feuerwehrautos und Raketen oder Sweatern für Buben in Pink oder mit Herzen verziert bieten die Labels auch Kleidung, die nicht speziell für Buben oder für Mädchen gedacht ist. Die geschlechtsneutralen Motive sollen die Kinder ermutigen und ihnen mehr Möglichkeiten für die eigenen Identitätsentwürfe aufzeigen.

Auch das deutsche Label Dotted Doxie wurde von einer Mutter und Unternehmerin gegründet, der die gängigen Regeln in der Kindermode missfielen. Daher entwarf sie eine T-Shirt-Kollektion für Kinder, die völlig ohne Zuordnung zu dem einen oder anderen Geschlecht auskommt. Die bunten Shirts sind mit positiven Botschaften oder lustigen Motiven bedruckt.

Positive Attribute gelten bei dem deutschen Label Dotted Doxie für alle Kinder
Foto: Dotted Doxie/PR

Die Britische Kampagne Let Clothes be Clothes hat es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt, Geschlechterstereotype bei Kinderkleidung zu bekämpfen. Einerseits geht es dabei darum, Labels zu unterstützen, die genderneutrale Kinderkleidung produzieren, andererseits soll auf bestehende Negativbeispiele bei Kampagnen und Herstellern aufmerksam gemacht werden.

Auf dem Twitter-Account der Bewegung finden sich neben Informationen zum Thema auch zahlreiche Einsendungen von Eltern, die im Alltag auf besonders negative oder positive Beispiele gestoßen sind. (jvs, 23.7.2017)