Noch vor einem halben Jahr hatte ich keine Ahnung, was ich mit meinem Ersparten machen soll. Mir war nur klar: Ich will weg vom Sparbuch. Mittlerweile habe ich 5.000 Euro in die größten Konzerne der Welt gesteckt. Wie es dazu gekommen ist, darüber habe ich in den vergangenen Wochen in der Serie "Katsching" geschrieben. Zehn Dinge, die ich dabei gelernt habe, fasse ich jetzt hier zusammen.

Sie finden alle bisher erschienenen Artikel hier. Wenn Sie von vorne anfangen wollen, gehen Sie zum ersten Teil. Dort stelle ich mich vor. Wir haben außerdem noch etwas probiert: Im nachfolgenden Video, das Maria von Usslar produziert hat, erkläre ich in vier Minuten, warum Aktien für junge Menschen eine gute Idee sind. Achtung: Die Serie ist nicht zu Ende. Wie es weitergeht, erkläre ich ganz unten.

DER STANDARD

1. Fürchten Sie sich nicht vor Aktien. Sehr viele Menschen lassen hierzulande ihr Geld auf dem Sparbuch herumliegen. Das Maximum ist dann oft schon ein Bausparer. Auch dann, wenn das Geld zehn oder 20 Jahre lang nicht gebraucht wird. Jeder einzelne Ökonom, mit dem ich telefoniert habe, hat mir zu Aktien geraten. Wenn man genügend Zeit hat, gibt es keine bessere Anlage. (Details)

2. Sie brauchen einen Polster. Aktienkurse gehen langfristig nach oben, weil die Wirtschaft wächst. Kurzfristig geht es aber auf und ab. Es kann sein, dass Sie einmal ein paar Jahre warten müssen, bis Ihre Aktien wieder mehr wert sind. Deshalb legt man auch nur den Teil seines Geldes so an, den man lange nicht braucht. Acht bis zehn Jahre Geduld gelten als Minimum. Konsumentenschützer empfehlen, immer mindestens drei Monatsgehälter als Sicherheitspolster sofort verfügbar zu haben. (Details)

3. Sie sind nicht klüger als die anderen. Zumindest nicht, wenn es um die Finanzmärkte geht. Viele Leute sind auf der Suche nach der Aktie, die sie reich macht: Wer wird das nächste Amazon? Es gibt zigtausende Leute auf der Welt, die sich damit besser auskennen als Sie. Vergessen Sie das lieber. (Mehr dazu hier) Das trifft auch auf den Zeitpunkt zu, Aktien zu kaufen und wieder zu verkaufen. Steigen sie noch? Kaufen Sie, wenn Sie Geld zu veranlagen haben, verkaufen Sie, wenn Sie es brauchen.

4. ETFs sind Ihre Freunde. Es gibt viele günstige Papiere, die hunderte oder tausende Unternehmen in einen Topf werfen. Das erspart Ihnen die höchstwahrscheinlich sinnlose Suche nach dem nächsten großen Ding an der Börse. Ich habe mir so einen ETF gekauft und in die Aktien der 2.400 größten Firmen der Welt investiert. (Welches Papier das ist, steht hier.) Das ist nicht sehr aufregend, ich streue das Risiko aber enorm. Geht eine Firma pleite, kann mir das völlig egal sein.

Eine Bank ist toll – zumindest wenn man sich auf sie setzen kann.
Foto: apa / dpa / burgi

5. Sie brauchen keine Bank. Auch Banken bieten ähnliche Produkte an: Fonds. Die sind aber viel zu teuer und bringen Ihnen im Schnitt weniger Rendite als ein ETF. Bank Austria und Raiffeisen, von denen ich mich beraten habe lassen, verkaufen nicht einmal ETFs. Sie verdienen kein Geld damit. Noch ein Grund, diese Wertpapiere sympathisch zu finden. Es gibt einige Online-Broker, die ETFs verkaufen und sehr günstig sind. (Welchen ich nutze, steht hier.)

6. Bleiben Sie in Österreich. Das Ausland ist toll, bei der Wahl Ihres Brokers sollten Sie aber lieber in Österreich bleiben. Das erspart Ihnen einige Mühen. Österreichische Broker – oder ausländische Anbieter mit Lizenz für Österreich – ziehen Ihnen die Steuern auf Ihre Dividenden und Kursgewinne nämlich automatisch ab.

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Das sollte nicht passieren.
Foto: dpa / wolfram

7. Hin und Her macht Taschen leer. Informieren Sie sich einmal gut über Aktien, ETFs und Ihr Geld. Mein Blog kann dafür ein Anfang sein. Sie finden im Internet an den richtigen Stellen ausreichend Infos, um Ihr Geld sinnvoll veranlagen zu können. Die deutsche Stiftung Warentest hat dazu etwa hervorragende Beiträge. Wenn Sie sich entschieden haben, bleiben Sie dabei. Sie machen es wahrscheinlich nicht besser, wenn Sie sich ständig andere Papiere kaufen. Denn jedes Mal fallen Gebühren an.

8. Achten Sie auf Ihre Prioritäten. Ich stecke mein Geld in Aktien, weil ich mir in den nächsten Jahren weder ein Auto noch eine Wohnung kaufen möchte und auch keinen Nachwuchs plane. Wenn sich daran aber in der Zukunft etwas ändert, wird es Zeit, meine Anlage zu überdenken. Weiß ich, dass ich in drei, vier Jahren doch auf einmal viel Geld brauche, sollte ich aus den Aktien raus. Denn für die braucht es acht bis zehn Jahre Anlagehorizont. Dann muss ich mir etwas Neues überlegen.

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Reich werden Sie wohl nicht. Das ist aber kein Grund, traurig zu sein.
Foto: ap

9. Es ist völlig okay, Aktien zu halten. In Österreich haben viele Berührungsängste mit großen Konzernen (von kleinen Firmen kriegt man ja keine Aktien ...). Ich glaube nicht, dass das gerechtfertigt ist. Wenn Sie Ihr Geld auf dem Sparbuch, dem Konto oder in einem Bausparer haben, landen Ihre Ersparnisse genauso in den Händen von Firmen. Nur bekommen Sie kaum Zinsen. Die Banken sperren das Geld ja nicht im Tresor ein. (Mehr dazu)

10. Sie werden sicher nicht reich. Fast alle von Ihnen werden Ihr ganzes Leben lang arbeiten müssen – genau wie ich. Wenn Sie Ihr Geld relativ konservativ in Aktien anlegen, kriegen Sie zwar über längere Zeit ein paar Prozent mehr im Jahr, eine Villa wird sich damit aber nicht ausgehen. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, verkauft Sie ziemlich sicher für dumm. Natürlich gibt es ein paar Leute, die an der Börse reich geworden sind. Es gewinnen aber auch immer wieder Menschen im Lotto.

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Ein Boot in Monaco wird für mich auch nicht drin sein.
Foto: ap / bebert

Das sind also zehn Dinge, die ich aus dieser Serie persönlich mitgenommen habe. Ich habe viel gelernt und großen Spaß gehabt. Auch an den Diskussionen mit vielen von Ihnen – ob im Forum oder per Mail. Für mich ist jetzt erst einmal Urlaub angesagt. "Katsching" macht Sommerpause und ist in etwa einem Monat zurück.

Dann schreibe ich aber nicht mehr über mich persönlich, sondern möchte andere alltägliche Finanzthemen erklären. Ein Artikel wird sich etwa damit befassen, wann es klug ist, Eigentum zu erwerben statt zu mieten. Wenn Sie Vorschläge haben, melden Sie sich bitte bei mir – entweder hier im Forum oder per Mail.

Wenn Sie sichergehen wollen, dass Sie künftige Beiträge nicht verpassen, können Sie sich hier für meinen Newsletter eintragen. In ihm halte ich Sie auf dem Laufenden und schicke auch sonst Hinweise zum Thema. Jetzt würde ich noch gerne wissen: Wie gefällt Ihnen die Serie denn bislang? Haben Sie Vorschläge, was ich künftig anders oder besser machen könnte? Ich freue mich auf Ihr Feedback. Posten Sie im Forum. (Andreas Sator, 27.7.2017)