Das Ejakulat des Mannes besteht nur zu 0,5 bis zu einem Prozent aus Spermien. Etwa 90 Prozent machen Sekrete der Prostata und der Bläschendrüse aus.

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Spermien müssen sich bewegen können, um eine Eizelle zu befruchten. Das gelingt aber nur, solange sie von ihrer Samenflüssigkeit umgeben sind. In der Vagina der Frau können sie aufgrund des sauren Scheidenmilieus nur ein paar Stunden überleben. Je weiter sie in den weiblichen Körper vordringen, desto höher sind die Überlebenschancen.

Vor allem kurz vor und während des Eisprungs, also wenn die Frau ihre fruchtbaren Tage hat, ist das Gebärmuttermilieu besonders spermienfreundlich. Grund dafür sind unter anderem die Konsistenz des Zervixschleims im Gebärmutterhals und der basische pH-Wert. Unter diesen Bedingungen fühlen sich Spermien wohl, werden schneller, in der Beweglichkeit stärker und können bis zu fünf Tage lang überleben.

Überleben hängt von Flüssigkeit ab

Aber: Wie lange überleben Spermien außerhalb der Vagina? "Das kommt ganz darauf an", sagt der Urologe Christopher Springer von der Rudolfstiftung in Wien. "Die Spermien machen ja nur einen geringen Prozentsatz des Ejakulats aus und sind von unterschiedlichen Flüssigkeiten umgeben. Davon hängt auch ihr Überleben ab."

Konkret: Spermien bilden nur 0,5 bis ein Prozent der Ejakulatmenge. Der Rest setzt sich aus unterschiedlichen Sekreten, Flüssigkeiten, Nährstoffen, Enzymen und Hormonen zusammen. "Rund 90 Prozent davon sind Sekrete der Prostata und der Bläschendrüse", erklärt Mehmet Özsoy, Urologe an der Med-Uni Wien.

Austrocknung führt zu Unbeweglichkeit

Wichtigste Voraussetzung für das Überleben von Spermien ist also, dass sie in ihrem natürlichen Flüssigkeitshabitat bleiben. Trocknet die Samenflüssigkeit aus, ist es auch mit der Beweglichkeit dahin. Denn dann fehlt den Spermien schlicht und ergreifend der Nährboden. Außerhalb des Körpers beziehungsweise an der Luft passiert das innerhalb weniger Minuten. "Wenn die Spermien auf einer trockenen Fläche oder auf Textilien landen, trocknen sie sehr schnell aus", verdeutlicht es Özsoy.

Feuchtigkeit und Temperatur hätten durchaus eine Wirkung. In einer feucht-warmen Umgebung und von der Luft geschützt könnten die Spermien länger durchhalten. Wissenschaftliche Studien gebe es dazu aber wenige. Hingegen machen Schnee, sehr heißes Wasser oder Kondome, die innen meistens mit spermiziden Substanzen beschichtet sind, Spermien schnell den Garaus. "Einmal ausgetrocknet, sind sie nicht mehr reaktivierbar", erklärt Urologe Springer.

Höhere Überlebenschancen im Behälter

Anders sieht die Sache aus, wenn sich die Spermien in einem geschlossenen, sterilen Behälter befinden. Bei den richtigen Temperaturverhältnissen, also bei Körpertemperatur, und mit den geeigneten Nährstoffen versorgt, überleben sie dann mehrere Stunden oder sogar Tage. "Für die Spermiogrammuntersuchung sollten sie aber spätestens eine Stunde nach dem Samenerguss analysiert werden, weil die Beweglichkeit mit der Dauer abnimmt", erläutert Özsoy.

Apropos Beweglichkeit: Allein das Überleben, die Vitalität, reicht nicht aus. Um befruchtungsfähig zu sein, ist auch die Form der Spermien wichtig. Die Hauptrolle spielt aber die Beweglichkeit. Immerhin müssen die Spermien bis zur Eizelle vordringen, um diese zu befruchten. "Das ist für sie ein sehr langer Weg", sagt Özsoy, "von 30 bis 100 Millionen Spermien schaffen es nur ein paar hundert bis zum Eileiter". (Maria Kapeller, 30.7.2017)