John Kelly soll als neuer Stabschef Ruhe ins Weiße Haus bringen und die internen Kämpfe um die Gunst des Präsidenten beenden.

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Ein "wahrer Star" übernimmt nach den Worten Donald Trumps die Aufgabe des Stabschefs im Weißen Haus: Der bisherige US-Heimatschutzminister John F. Kelly soll als Chief of Staff Kontrolle und Disziplin in den West Wing bringen, der bisher vor allem von internen Querelen, Rivalitäten, Chaos und Ineffizienz geprägt war.

Der pensionierte Vier-Sterne-General folgt dem erfolglosen Parteimann Reince Priebus nach, der das Vertrauen des Präsidenten wohl nie gewinnen konnte und im öffentlichen Kleinkrieg mit dem neuen Kommunikationschef Anthony Scaramucci den Kürzeren zog.

Die Liste hochrangiger Regierungsvertreter, die die Trump-Administration in der kurzen Zeit, in der sie erst im Amt ist, verlassen (mussten), wird damit noch länger – und der Einfluss des republikanischen Establishments verringert sich, während jener hochdekorierter Soldaten zunimmt.

Im Einsatz im Irak

Der in Boston Geborene verbrachte fast 50 Jahre im Dienste des Militärs, im Einsatz war Kelly etwa während der Irak-Invasion 2003. Später leitete er, dessen Sohn 2010 in Afghanistan gefallen war, das Südkommando der US-Streitkräfte, das für die Einsätze und Kooperationen in Lateinamerika und der Karibik verantwortlich ist.

Wegbegleiter beschreiben den 67-Jährigen als stets loyal – seinem Befehlshaber, seiner Mission und seinen Truppen gegenüber. Die Loyalität Trump gegenüber bemerkte man, als er als Heimatschutzminister die harte Linie des Präsidenten beim Grenzschutz und gegen illegale Einwanderung konsequent umsetzte. Kongressabgeordnete, die sich dazu kritisch äußerten, forderte Kelly auf, entweder die Gesetze zu ändern oder "die Klappe zu halten". Doch auch er war nicht immer einer Meinung mit Trump: Er stellte etwa die Notwendigkeit einer Mauer zu Mexiko infrage und bezeichnete Russland als Bedrohung.

Parallele zu Nixon

Der seit mehr als vier Jahrzehnten verheiratete Vater dreier Kinder sagte, er sei dankbar und freue sich auf die neue Aufgabe. Damit äußerte er sich weniger überrascht als nach seiner Ernennung zum Heimatschutzminister: Als er damals gefragt wurde, wie er zu seiner Position gekommen sei, lautete seine Antwort: "Ich weiß auch nicht."

Zuletzt hatte ein General die Position des Stabschefs vor mehr als 40 Jahren inne: Richard Nixon ernannte damals Alexander M. Haig – eine eigentümliche Parallele mehr zu dem ehemaligen US-Präsidenten, den ein drohendes Impeachment-Verfahren zum Rücktritt bewegte. (Noura Maan, 30.7.2017)