Der Moment der Entscheidung.

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Sarah Puntigam blieb cool beim letzten und alles entscheidenden Elfmeter.

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Die Vorentscheidung: Manuela Zinsberger pariert.

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Das EM-Märchen der österreichischen Frauen-Nationalmannschaft geht weiter.

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Tilburg – Das Fußballmärchen von Österreichs Frauen-Nationalteam hat auch im EM-Viertelfinale seine Fortsetzung gefunden. Die ÖFB-Auswahl setzte sich am Sonntag in Tilburg gegen den Weltranglisten-13. Spanien nach torlosen 120 Minuten im Elfmeterschießen mit 5:3 durch und ist damit bei der eigenen Endrunden-Premiere unter den besten vier Teams Europas vertreten.

Die ÖFB-Frauen fanden nicht so gut ins Spiel wie in den Vorrundenpartien, die Spanierinnen zeigten sich deutlich verbessert. Viktoria Schnaderbeck stand, anders als zuletzt gegen Island (3:0), in der Startformation. Die Kapitänin, die in der Partie gegen Frankreich (1:1) eine Rissquetschwunde am Knöchel erlitten hatte, nahm ihre angestammte Position in der Innenverteidigung ein. Virginia Kirchberger musste auf der Bank Platz nehmen. Der spanische Coach Jorge Vilda nahm gegenüber den Vorrundenspielen zahlreiche Änderungen vor, so stand Starstürmerin Jennifer Hermoso nicht in der Startelf.

Hohe Bälle, keine Adressatinnen

Bei Sonnenschein und vor nur 3.500 Zuschauern im König-Wilhelm-II.-Stadion geben die Spanierinnen den ersten Schuss (3.) ab – kein Problem für Torfrau Manuela Zinsberger. Vicky Losada schießt aus der Distanz (7.), Zinsbeger pariert. Eine Minute später verfehlt Irene Paredes aus kürzerer Distanz nur knapp das Tor. Die ballsicheren Spanierinnen verstärken den Druck, Österreich gerät zunehmend in die Defensive. Es dauert bis zur 17. Minute, als Österreich erstmals gefährlich vor das Tor von Sandra Panos kommt, ein Torschuss schaut aber nicht heraus, weil die Hereingabe von Nina Burger keine Abnehmerin findet. Wenig später haut Nicole Billa (18.) aus kurzer Distanz drüber. Amanda Sampedro zielt auf der Gegenseite knapp daneben (19.). Die Österreicherinnen verlieren zu häufig den Ball, am positivsten fällt Laura Feiersinger am rechten Flügel auf. Die hohen Bälle nach vorne finden oft keine Abnehmerin. Nach etwa 25 Minuten sind sie aber etwas besser im Spiel. 33. Minute: Billa schießt drüber – wurscht, weil aus Abseitsposition.

Lisa Makas verlässt in Minute 42 unter Tränen den Platz. Die 25-Jährige hatte sich ohne Fremdeinwirkung verletzt (Verdacht auf Kreuzbandriss). Für sie kommt Nadine Prohaska ins Spiel. Silvia Meseguer haut wenig später von der Strafraumgrenze aus daneben. Mit einem 0:0 geht es in die Pause. Die Spanierinnen hatten deutlich mehr Spielanteile.

Nerven bewahrt

Wiederanpfiff. Nadine Prohaska findet die bislang beste Torchance vor, nach einem Eckball köpfelt sie aber direkt auf Spaniens Torfrau Panos (53.). Auf der Gegenseite köpfelt Mariona Caldentey (54.) daneben. Nina Burger stürmt alleine Richtung Tor (62.), verpasst es aber abzuschließen. Die Österreicherinnen sind nun gefährlicher, aber die Spanierinnen nicht aus dem Spiel. Es steht auf Messers Schneide. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff gibt die eingewechselte Jennifer Hermoso noch einen gefährlichen Weitschuss ab. Es bleibt beim 0:0, aber es braucht eine Entscheidung, also Verlängerung. Eine Energieleistung ist gefragt. Feiersinger kommt nach einer Burger-Hereingabe nicht mehr ordentlich an den Ball (94.). Auch wenn beide Teams gelegentlich in die gegnerischen Strafräume vorstoßen, bleiben Torschüsse eine Rarität. Nach 105 Minuten steht es noch immer 0:0. Eine Flanke der eingewechselten Alexia Putellas zieht am Tor vorbei (108.), Viktoria Pinther ersetzt Sarah Zadrazil (110).

Die eingewechselte Torrecilla versucht die weit vor dem Tor stehende Zinsberger zu überlisten – gelingt nicht (114.). Gegen Ende drängen die Spanierinnen auf das Tor, Zinsberger ist aber stets zur Stelle. Es geht ins Elfmeterschießen, das Teamchef Dominik Thalhammer bewusst nicht üben hat lassen. "Elfmeter sind eine mentale Sache", hatte er gesagt.

Und Österreich schafft es tatsächlich, jeder Elfer landet im Tor. Zinsberger pariert den Schuss von Meseguer. Sarah Puntigam haut den entscheidenden letzten Elfer rein. Halbfinale! Unfassbar. Am Donnerstag geht es in Breda um 18 Uhr gegen die Däninnen, die Sonntagnachmittag völlig überraschend Deutschland aus dem Turnier geworfen haben (2:1). Gegen Dänemark hat Österreich im letzten Test vor der EM in Wiener Neustadt mit 4:2 gewonnen. Thalhammer: "Die mentale Stärke war ungeheuer. Ich bin sehr stolz." (Birgit Riezinger, 30.7.2017)

Fußball-Frauen-EM, Viertelfinale, Sonntag

Österreich – Spanien 0:0 n. V., 5:3 im Elfmeterschießen
Willem-II-Stadion Tilburg, 3.500 Zuschauer, SR Stephanie Frappart (FRA)

Elfmeterschießen:
1:0 – Feiersinger trifft
1:1 – Garcia trifft
2:1 – Burger trifft
2:2 – Sampedro trifft
3:2 – Aschauer trifft
3:2 – Meseguer scheitert an Zinsberger
4:2 – Pinther trifft
4:3 – Corredera trifft
5:3 – Puntigam trifft

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Wenninger, Schnaderbeck, Aschauer – Zadrazil (110. Pinther), Puntigam – Feiersinger, Billa (81. Kirchberger), Makas (42. Prohaska) – Burger

Spanien: Panos – Corredera, Torrejon, Paredes, Leon – Meseguer, Sampedro, Losada (68. Putellas) – Caldentey (56. Garcia), Paz (112. Torrecilla), Latorre (76. Hermoso)

Gelbe Karten: Wenninger, Aschauer bzw. Leon, Torrejon

Halbfinale:

Donnerstag, 3. August:

Dänemark – Österreich in Breda (18 Uhr)

Niederlande – England in Enschede (20.45 Uhr)