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Foto: AP Photo/Anupam Nath

Wien – Was für die Welt als Ganzes erst ab morgen, Mittwoch, gilt, ist für Österreich bereits am 11. April Realität geworden: Die für das Jahr 2017 natürlich verfügbaren Ressourcen sind nach den Berechnungen der NGO Global Footprint Network aufgebraucht. Damit fällt der sogenannte Welterschöpfungstag erneut auf einen noch früheren Termin, wie dies auch schon in den Jahren zuvor der Fall war.

Dass die Gesamtleistung der Natur wieder in weniger als acht Monaten aufgebraucht wurde, liegt am ressourcenverschwendenden Lebensstil einer globalen Minderheit, zu der auch die Europäer gehören, schrieben die beiden österreichischen Umweltorganisationen WWF und Global 2000 am Dienstag in einer Stellungnahme – die beiden NGOs beteiligen sich an der nationalen Plattform Footprint. "Angeblich wird bereits viel für Nachhaltigkeit unternommen, doch die Tatsache, dass der Overshootday nicht in Richtung Jahresende wandert, zeigt einmal mehr, dass alle bisherigen Maßnahmen zu kurz gegriffen haben", so Wolfgang Pekny, Geschäftsführer von Footprint Österreich.

Halbierung des Energieverbrauchs

Laut den Angaben verursachen die reichen Länder 60 Prozent des weltweiten ökologischen Fußabdrucks allein durch ihren CO2-Ausstoß. "Würden alle Menschen so leben wollen wie wir, bräuchte es drei Planeten, um die Ressourcen bereitzustellen", schrieben die Umweltorganisationen. Auch Deutschland hat seine "fairen" Ressourcen bereits im April aufgebraucht, doch nachdem weltweit immer noch viele Milliarden Menschen in bitterer Armut und mit sehr kleinen Footprints leben, reichte es global noch für ein paar weitere Monate, bis zum auch "Earth Overshoot Day" genannten Tag. "Wir müssen also bei uns anfangen, den Fußabdruck zu verkleinern", resümierten WWF und Global.

Aus WWF-Sicht könne die Ökoschuld Österreichs nur durch die systematische Halbierung des Energieverbrauchs und den nahezu 100-prozentigen Umstieg auf naturverträgliche, erneuerbare Energieversorgung abgebaut werden. "Das wichtigste Instrument dabei ist ein wirksames CO2-Preissignal. Und umweltschädliche Subventionen wie etwa für den Flugverkehr oder für Dieseltreibstoff müssen endlich gestoppt werden!" forderte Jurrien Westerhof vom WWF Österreich. Eine positive Entwicklung kann Österreich jedenfalls nicht aufweisen, denn 1990 fiel der nationale Erschöpfungstag noch auf den 23. Mai. Doch das ist globaler Trend, denn seit Anfang der 70er-Jahre überschreitet die Menschheit das jährliche Öko-Budget von Planet Erde – jedes Jahr ein wenig mehr, berichtet die Plattform.

Versiegeln von Flächen

Mit ein Grund ist in Österreich die fortschreitende Verbauung der Natur, auf die Global 2000 hinwies. So würden etwa täglich rund 15 Hektar wertvoller Boden unter Asphalt und Beton verloren gehen, was das Sechsfache des Zielwertes in der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie mit 2,5 Hektar bedeutet. Durch diese Verbauung wird dem Boden die Fähigkeit zum Speichern von CO2 und Wasser genommen, wodurch Hochwasserereignisse immer schlimmere Folgen haben. "Österreich muss mit dem unnötigen Versiegeln von Flächen aufhören", forderte Bernhard Wohner von Global.

Die Plattform Footprint trat für die Umsetzung aller (ohnehin verbindlichen) Sustainable Development Goals (SDG) bei gleichzeitiger Reduktion des Ökologischen Fußabdrucks auf ein global verträgliches Maß als ein zentrales Staatsziel ein. Unter anderem wäre dafür eine Ökologisierung des Steuersystems vonnöten, wie auch die Streichung "irriger Subventionen" für Fleisch und tierische Produkte, die Elektrifizierung der Mobilität, eine massive Dämm-Offensive im Wohnbau, sowie einen besseren Schutz von Biodiversität und fruchtbaren Flächen. "Nicht zuletzt muss mit fairen Verteilungs-Mechanismen dafür gesorgt werden, dass der volkswirtschaftlich gewonnene Mehrwert für alle Menschen nutzbar wird", lautete das abschließende Statement der NGOs. (APA, 1.8.2017)