Gemäß Klimaschutzvertrag stünde es besonders der öffentlichen Hand gut, beim Kauf von Dieselfahrzeugen zu bremsen und zu Hybrid- und Elektroautos zu wechseln.

Foto: Elmar Gubisch

Wien – Der Abgasskandal ficht die Österreicher nicht an. Wohl gehen die Neuzulassungen von Selbstzündern leicht zurück, im Gebrauchtwagenmarkt spürt man das aber noch nicht. Im Gegenteil, der Dieselanteil steige bei den Gebrauchtwagenzulassungen sogar noch, heißt es bei Eurotax, des für die Ermittlung des Restwerts von Gebrauchtwagen am meisten gebrauchten Dienstleisters. Diese Werte orientieren sich einerseits an Zustand und Alter des Fahrzeugs, an Internetangeboten und Transaktionsmeldungen des Handels und sind quasi Richtwerte, an denen sich Käufer und Verkäufer orientieren können.

Dieses steigende Dieselangebot wird von Fahrzeughändlern als ein wichtiger Grund gesehen, warum Dieselfahrzeuge beim Gebrauchtwagenpreis noch nicht abgestunken sind. "Da gibt es echte Nachfrage", sagt ein Branchenkenner, der nicht genannt werden will. Die Preise gingen laut auf der Eurotax-Website veröffentlichten Daten leicht zurück, aber das liege sicher auch am großen Angebot an Kraftfahrzeugen. Die Verunsicherung über die Abgasschummeleien drücke natürlich auf die Fahrzeugpreise. Für einen dramatischen Preisverfall gebe es aber noch keine Anzeichen, wiewohl der Gebrauchtwagenmarkt dem Neuwagenabsatz mit Zeitverzögerung folge.

Zuwächse beim Absatz von Diesel-Pkw

"Beim ersten Fahrverbot ist der Diesel tot", warnt der Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, Klaus Edelsbrunner. Noch gebe es Zuwächse beim Absatz von Diesel-Pkws, aber das könne schnell vorbei sein. Derzeit verkaufen wir auch alte Diesel noch ungebremst, deshalb tausche man diese im Zuge von Verkäufen auch noch ein, sagt Edelsbrunner, im Brotberuf Peugeot-Händler in Graz. Er warnt die Politik vor abrupten Klimaschutzmaßnahmen und Fahreinschränkungen. "Sonst ist der Diesel nichts mehr wert" und Kfz-Besitzer wie Händler würden enteignet. "Der Handel ist ja auch der Betrogene", mahnt Edelsbrunner mit Verweis auf Eurotax-Berechnungen, wonach ein fünf Jahre altes Euro-5-Dieselauto bei der Einführung von Fahrverboten in zehn größeren Städten auf einen Schlag ein Viertel an Wert einbüßen würde. In Summe würde in dem Fall an die 2,7 Millionen Dieselautobesitzern mit einem Schlag ein Wertverlust von 5,56 Milliarden Euro zugemutet.

Zahnloses Ergebnis

Über das "zahnlose Ergebnis" des Berliner Autogipfels ärgert man sich in der Branche. Es gebe keine Klarheit, die Verunsicherung bei Konsumenten bleibe, zumal Benzinmotoren aufgrund ihres höheren CO2-Ausstoßes klimaschutztechnisch keine echte Alternative seien. Generell gehörten fossile Brennstoffe weg, sagt der Fahrzeughandelsobmann, aber noch seien Hybrid- und E-Autos keine echte Alternative. Und: Der Autoverkehr allein sei nicht verantwortlich für schlechte Luftqualität, da machten es sich die Politiker zu einfach.

Stichwort Alternativen: Gemäß Klimaschutzvertrag ist insbesondere die öffentliche Hand angehalten, bei der Beschaffung mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Bundesbeschaffungsagentur BBG arbeitet gerade an einer Ausschreibung für einen Rahmenvertrag für das Innenministerium, aus dem der 5000 bis 6000 Kfz umfassende Fuhrpark der Polizei modernisiert wird. Eines steht bereits fest: Finanziell sind Hybrid-Kfz nicht attraktiv, denn die Leasingraten für Hybridautos sind doppelt so hoch wie jene für Dieselautos. Der Grund: Entscheidend für die Höhe ist der Wiederverkaufswert der Fahrzeuge und der liegt aufgrund der Unwägbarkeiten betreffend Lebensdauer und Verwertbarkeit der Batterien deutlich unter jenem von Dieselwagen, sagt eine mit der Materie vertraute Person. (Luise Ungerboeck, 4.8.2017)