Bild nicht mehr verfügbar.

Der große Player.

Foto: AP/Paris

Es gab Zeiten, da ging es bei Nasser Ghanim Al-Khelaifi (43) um bescheidenere Summen als jene 222 Millionen Euro, die der Präsident von Paris Saint-Germain für den brasilianischen Fußballer Neymar auslegen lässt. 1996 kassierte der Mann aus Doha zum Beispiel 4.000 Dollar für eine Erstrundenniederlage beim Tennisturnier in St. Pölten gegen Thomas Muster. Der Steirer gestand dem Daviscupspieler aus Katar, der in der Weltrangliste bis auf Platz 995 klettern sollte, beim 6:0, 6:1 innert 36 Minuten immerhin ein Game zu, was Al-Khelaifi deutlich mehr gefreut haben wird als das Preis(taschen)geld.

Als Jugendfreund des heutigen Emirs von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, mit dem er das Faible für Tennis und Fußball teilt, lief Al-Khelaifi nie Gefahr, sich seinen Lebensunterhalt auf Tennisplätzen verdienen zu müssen. Als Chef von Qatar Sports Invest, dem sportlichen Ableger des rund 300 Milliarden Dollar schweren nationalen Investmentfonds des Staates mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen, ist er zum mächtigsten Spielmacher der internationalen Sportindustrie aufgestiegen.

Perle

Über den Sportkanal beIN Sports, den Nachfolger von Al Jazeera Sports, erwirbt der katarische Minister ohne Amt (seit 2013), der auch dem nationalen Tennisverband vorsteht, nach und nach sportliche Preziosen unter den TV-Rechten. Selbst gibt sich der begeisterte Falkner recht öffentlichkeitsscheu. In seinen seltenen Interviews bemüht er gerne Floskeln. Als einer der Macher der Fußball-WM 2022 beantwortet Al-Khelaifi Fragen nach den mörderischen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar mit Sätzen wie: "Ich kann Ihnen definitiv versichern, dass es bei uns keine Menschenrechtsverletzungen gibt." Oder: "Wir sind ein sehr herzliches Volk, das so etwas nie geschehen lassen würde."

Eine echte Perle war auch seine Versicherung, dass beim Fußballklub Paris Saint-Germain, den er seit 2011 für Katar Sports Invest präsidiert, niemand überbezahlt werde. Neymar wird nun nach Al-Khelaifis Willen nicht nur der teuerste Fußballer, sondern mit 30 Millionen Euro pro Jahr auch der bestbezahlte.

Dass der Transferwahnsinn diese Formen annimmt, liegt wohl auch darin begründet, dass Paris Saint-Germain unter Al-Khelaifi trotz irrer Investitionen bisher nicht zu einem der drei führenden europäischen Klubs wurde. Das soll Staatschef Thani zunehmend nerven – Jugendfreundschaft hin oder her. (Sigi Lützow, 3.8.2017)