Kyra Hoffmann, Anno Hoffmann, Sascha Kaufmann: "Das Jod-Kochbuch". Systemed-Verlag 2017, 120 Seiten, 15,50 Euro

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Früchte des Meeres: Muscheln, fette Fische und Algen enthalten Jod. Deshalb sollten sie regelmäßig auf den Speiseplan. Sie halten den Stoffwechsel in Gang.

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Früher, da war die Sache mit dem Jodmangel sehr schnell sichtbar. Den Menschen wuchs ein Kropf, und auch sonst ging es ihnen nicht besonders gut. Müdigkeit, Kältegefühl, im schlimmsten Fall sogar Kretinismus, also hochgradiger geistiger Defekt, wurden gehäuft in den Alpenregionen, besonders in der Schweiz, in Österreich und in Bayern beobachtet. Jodmangel war die Ursache. Der Schweizer Arzt Otto Bayard im Nikolaital mischte Jodkali zum Speisesalz – und bewies damit, dass sich damit die Knotenbildung der Schilddrüsen bei der Bevölkerung im Nikolaital zurückbildete.

Mittlerweile sind viele Details bekannt: Jod ist ein Spurenelement, das der Körper nicht selbst bilden kann, das aber besonders die Schilddrüse zur Bildung der Hormone Thyroxin und Trijodthyronin braucht. Jodmangel beeinflusst aber auch ganz viele andere Organsysteme, etwa die Eierstöcke, die Brustdrüse, den Magen-Darm-Trakt, die Nerven und die Haut. Jodmangel führt zu Müdigkeit, macht kälteempfindlich, antriebslos und führt zu trockener Haut. Zudem kann er für Brustschmerzen, Infektanfälligkeit und Gewichtszunahme verantwortlich sein.

Wem es an Jod mangelt

Solche Fakten, in übersichtlichen Kapitel zusammengefasst, machen den Auftakt zu einem eben erschienenen Kochbuch mit dem Titel "Das Jod-Kochbuch". Es ist keinesfalls als Panikmache zu verstehen, im Gegenteil, den Autoren geht es darum, ein vernachlässigtes Thema zurück ins Bewusstsein der Menschen zu holen.

Denn Jodmangel, so die Experten, ist nicht nur ein Problem für Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen, sondern generell ein Thema. Jodiertes Salz hätte die Situation zwar verbessert, doch nicht alle verwenden es. Wer mit Meersalz salzt, kann einen Mangel aufbauen, ebenso sind Vegetarier und Veganer besonders gefährdet, über die Jahre Mangelerscheinungen zu entwickeln. 200 Mikrogramm pro Tag sind empfohlen: Im Buch ist ein Selbsttest, mit dem sich jeder Leser ausrechnen kann, ob er auf dieses Dosis kommt.

So viel vorneweg: Wer nicht viel Fisch oder Meeresfrüchte isst, bleibt unter der empfohlenen Menge. Deshalb hat sich das Autoren-Trio entschlossen, ein Kochbuch mit jodhaltigen Speisen zusammenzustellen. Mit dabei ist ein Koch, der mit einer Warenkunde beginnt. Denn einmal ganz abgesehen von Fischen, sind vor allem Algen eine hervorragende Jodquelle.

Auf die Alge kommen

In unseren Breiten kennt kaum einer den Unterschied zwischen Dulse, Wakame und Nori: Wie das zu kochen und zu kombinieren ist, erfährt man in der Lektüre Schritt um Schritt. Ein bisschen Experimentierfreude und Lust auf Neues gehören dazu: etwa um Kartoffel-Algen-Muffins zubereiten zu wollen oder einen Lauch-Algen-Speckkuchen zu backen. Wer sich an Algen nicht gewöhnen kann, könnte sie als "Weichmacher" verwenden, etwa beim Linsenkochen.

Daneben gibt es viele Fischrezepte, die man aus der italienischen (Focaccia, Sardinen in Zwiebelmarinade, Stockfischcreme) oder der nordischen Küche (gebeizter Lachs, Krabbensalat) kennt. Generell gilt: Fette Fische, vor allem Hering, Makrelen und Kabeljau, gehören auf den Speiseplan – auch das ist in den meeresfernen Gegenden oft nicht der Fall. Die Autoren machen zwar keine großen Versprechungen, aber mitunter fühlt man, wenn der Jodbedarf wieder gedeckt ist und der Stoffwechsel in Schwung kommt. (Karin Pollack, 17.8.2017)