So sieht das neue Austria-Sujet aus, zu finden ist es in diversen Wiener Straßen.

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Wien – Am Wochenende startete die Wiener Austria in der Bundeshauptstadt eine Plakatkampagne. Diese hat eine gewisse Tradition, die Violetten kleben bereits seit 2007. Vier Spieler – Alexander Grünwald, Christoph Monschein, Raphael Holzhauser und Heiko Westermann – geben dem Verein diesmal ein Gesicht.

Soweit so gut. Doch es gibt einen Aufreger schriftlicher Natur. Man liest: "Welcome to Austria! Willkommen beim österreichischen Rekord-Meister und Rekord-Cupsieger". Sollte der Leser zufällig Michael Krammer heißen, könnte der Rapid-Präsident versucht sein, erneut vor die Ethik-Kommission der Bundesliga zu ziehen. Denn: Sitzt der Rekord-Champion nicht seit quasi jeher in Hütteldorf?

Jein. Die Unschärfe, wer denn nun in Österreichs Fußball-Hierarchie ganz oben steht, liegt in einer historischen Besonderheit begründet. Spitzenfußball war hierzulande lange Zeit eine Wiener Domäne. In der Monarchie kam es nie zu einer landesweiten Meisterschaft. Nach dem ersten Weltkrieg wurde 1924 eine Profiliga etabliert, für die sich zwar Bezeichnung "österreichische Meisterschaft" durchsetzte, die jedoch – organisiert vom Wiener Fußballverband – de facto allein von Vereinen aus dem Großraum der Hauptstadt ausgespielt wurde. Nach dem Ende des zweien Weltkriegs dauerte bis 1949, ehe das neue ÖFB-Mitglied Staatsliga einen Profi-Bewerb ausrichtete, an dem auch Mannschaften teilnahmen, die nicht in Wien beheimatet waren.

Zählen, aber wie?

Wie (und was) also zählen? Addiert man ganz einfach alle Meisterschaften der unterschiedlichen (Elite)-Ligen seit der Gründung des ÖFB im Jahr 1904, so hält Rapid bei 32 Titeln. Diese Zahl inkludiert dann allerdings auch fünf niederösterreichische Meisterschaften aus den Jahren zwischen 1912 und 1919, sowie deren zwei aus der nationalsozialistischen Gau-Liga (1938 – '45), einer Zeit, als Österreich von den Landkarten getilgt war. Dieselbe Operation ergibt für die Wiener Austria eine Gesamtzahl von 24 Meisterschaften.

Setzt die Zählung jedoch erst ab der ominösen Saison 1949/50 ein, liegt Violett tatsächlich voran: 21 Meisterteller wanderten seit damals in das Trophäen-Kabinett der Austria, Rapid sammelte im selben Zeitraum deren 16.

In jedem Fall jedoch handelt es sich um ein höchst inoffizielles Prädikat – denn weder der ÖFB noch die Bundesliga kennen einen Rekordmeister, sei er grün oder violett. (bausch, 15.8. 2017)