Wegen ihres extravaganten Stils war Grace Mugabe, First Lady Simbabwes, schon gelegentlich im Gerede. Auch ein Hang zur Gewalt wird ihr nachgesagt.

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Harare – Als "eine Frau mit unzweifelhaft scharfen Ellbogen" haben britische Journalisten die Gattin des simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe, Grace, einmal bezeichnet. Und auch abseits der Metaphern soll sie schon mehrfach in Gewalt verwickelt gewesen sein: Bereits vor der aktuellen Affäre rund um einen Übergriff auf das südafrikanische Model Gabriella Engels gab es Vorwürfe, sie habe in Hongkong einen Fotografen krankenhausreif geschlagen. Beide Male entkam Simbabwes First Lady unter anderem wegen des diplomatischen Schutzes, den ihr die Funktion verleiht.

Harsche Durchsetzungskraft stellte die gelernte Sekretärin, die im südafrikanischen Benoni geboren wurde, schon unter Beweis, als sie den Präsidenten in den späten 1980ern kennenlernte. Damals arbeitete die Ehefrau eines Kampfpiloten als Schreibkraft im Präsidentenpalast in Harare. Den Staatschef, der immer wieder vorbeikam, um sie nach ihrem Leben und der Familie zu befragen, habe sie damals "nur als Vaterfigur" wahrgenommen, sagte sie später in einem jener seltenen Interviews, in denen sie sich gern bescheiden gibt.

"Hochzeit des Jahrhunderts"

Wenige Jahre später, nach dem Tod von Mugabes erster Frau, kam es allerdings doch zur Beziehung. Die Eheschließung zwischen dem damals 72-jährigen Mugabe und der 31-jährigen Frau bezeichneten die Staatsmedien im Jahr 1996 als "Hochzeit des Jahrhunderts". Bald folgten drei Kinder.

Dass Grace Mugabe eines Tages als Nachfolgerin ihres Mannes ins Gespräch kommen würde, war da noch nicht abzuschätzen. Eher geriet sie wegen ihres extravaganten Lebensstils ins Gerede – weil sich dieser stark vom Asketen-Image unterschied, das ihr Mann sich bis dahin aufgebaut hatte. Auch sonst gilt sie mit ihrem direkten Auftreten als Gegenpol zum Präsidenten, der mit den Manieren eines alten britischen Staatsmanns vor die Öffentlichkeit zu treten pflegt.

Dass sie selbst politische Ambitionen hegt, wurde erst vor einigen Jahren klar: Damals verlieh ihr die Uni nach nur zweimonatigem Soziologie studium einen Doktortitel, die Stadtverwaltung von Harare begann Straßen auf "Dr. Grace Mugabe Way" umzubenennen. Vor allem aber startete sie eine Kampagne gegen Joice Mujuru, die gemäßigte Stellvertreterin ihres Mannes, die von ihr schließlich aus der Partei Zanu-PF gedrängt wurde. Jüngst gab sie auch ihrem Gatten einen Ratschlag: Er solle endlich einen Nachfolger benennen, ließ sie dem 93-Jährigen via Medien ausrichten. (Manuel Escher, 16.8.2017)