Da ein Foto mit dem Präsidenten, dort eines mit der Kanzlerin. Dann eines mit dem König, dem Papst, der Ministerin ... es ist Wahlkampf. Das war schon so in Zeiten bunter Printbroschüren, das ist heute in Zeiten von Facebook und Instagram nicht anders. Logisch, dass der Vorwurf kommen musste, der Besuch des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Salzburg sollte bloß Schwung in den holprigen Wahlkampf von Bundeskanzler Christian Kern bringen. Glamour statt Inhalt.

Doch eine solche Kritik wäre zu billig. Natürlich lebt Politik von ihrer Inszenierung. Doch es gibt auch Inhalte, wenn man hinschaut: Macrons Besuch in Österreich – wo er auch den tschechischen und den slowakischen Premier getroffen hat – ist im Zusammenhang mit weiteren Visiten in Bulgarien und Rumänien zu sehen. Hier wirbt ein französischer Staatschef, dessen Vorgänger sich jahrzehntelang fast nur für Deutschland interessierten, für ein "neu gegründetes Europa", wie er sagte. Österreich ist da trotz seiner bescheidenen Größe ein wichtiger Player. Sie erinnern sich sicher an früher: Brückenkopf, Vermittler und so weiter ...

Diesen außenpolitischen Stellenwert Österreichs zu pushen, das liegt auch im Interesse von Bundeskanzler Kern. Dass er dies auch für seinen Wahlkampf inszenieren möchte, ist legitim. Schließlich lässt sich auch Außenminister Sebastian Kurz plötzlich bei Antiterrorübungen auf der Donau blicken – auch er fischt in fremden Gewässern. (Gianluca Wallisch, 23.8.2017)