Ein neuartiges Robotersystem für die minimal-invasive Chirurgie soll die Genauigkeit bei Eingriffen im Gehirn erhöhen und die Operationszeit senken. Das erklärte Michael Vogele, Geschäftsführer des Tiroler Medizintechnik-Unternehmen iSYS Medizintechnik, am Rande der Alpbacher Technologiegespräche. Der Miniaturroboter soll bis Ende 2018 auf den Markt kommen.

"Es ist ein Robotersystem, das in der Neurochirurgie verwendet wird, um hoch präzise Instrumente zu platzieren, also zum Beispiel für Biopsienadeln oder Elektroden bei Epilepsiepatienten, oder in Zukunft auch für Parkinson-Patienten für sogenannte Deep-Brain-Stimulationsverfahren", so Vogele. Der iSYS-Roboter benötige im Vergleich zu bisherigen Systemen nur sehr wenig Platz und lasse sich von den jeweiligen Chirurgen sehr einfach anwenden.

Assistieren soll das System künftig auch bei neurochirurgischen Eingriffen zur Wiederherstellung des Nervenwasserflusses oder in der Therapie der Trigeminusneuralgie. Die Anschaffungskosten sollen für einen breiten Einsatz in der klinischen Routine deutlich unter dem Preis gängiger, großer Operationsroboter liegen.

Selbstständige Ausrichtung

Das System wird direkt an der Eingriffsregion platziert und kann am OP-Tisch oder an der Kopfhalterung befestigt werden. Dann richtet es sich selbsttätig aus. Positionieren könnte das Gerät nach kurzer Einschulungszeit im Prinzip auch ein Laie. "Sie würden das System grob vorpositionieren, dann einen Knopf drücken und dann würde es sich automatisch einstellen. Das ist ein Riesenvorteil, was Sicherheit, Zeit und Genauigkeit solcher Eingriffe anbelangt", sagt Vogele. Das habe man auch in einer klinischen Studie mit 130 Personen mittlerweile bewiesen.

Freilich werden Gehirnchirurgen dadurch nicht obsolet. Es handle sich um kein autarkes Robotersystem, sondern um ein Assistenzsystem. "Der Operateur hat immer die letzte Verantwortung und Kontrolle, das ist uns ganz wichtig. Es unterstützt ihn beim Platzieren, aber es nimmt ihm nicht die Arbeit ab."

Insgesamt betrug die Entwicklungszeit für das System fast 15 Jahre. Es ist als Plattform konzipiert und in Europa und in den USA bereits zertifiziert. Im Prinzip könnten auch andere Aufsätze verwendet und dann im orthopädischen oder onkologischen Bereich damit operiert werden. Die zusätzliche Entwicklungszeit, die man dafür benötigen würde, schätzt Vogel auf zwei Jahre. Für das nun präsentierte Neurogerät erwartet Vogele die Zertifizierungen in den USA (FDA) und Europa (CE) bis Mitte nächsten Jahres. (APA, 24.8.2017)