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Nicht alle verstehen Spaß, wenn es um die (Haltbarkeit der) Butter geht.

Foto: Reuters / Andrew Kelly

Wien – Mehr als 200.000 Tonnen Lebensmittel landen in Österreichs Müllkübeln, obwohl sie noch genießbar sind, wie die NGO Greenpeace regelmäßig aufzeigt. Mitschuld an dieser Verschwendung hätten zu kurz bemessene Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) auf Lebensmitteln. Diese würden viel zu willkürlich gesetzt, wie Greenpeace anhand einer Umfrage bei heimischen Molkereien herausgefunden habe.

Bei herkömmlicher Butter unterscheide sich das MHD um bis zu 45 Tage, schreibt die NGO in einer Aussendung am Mittwoch. Bei Joghurt schwanke das MHD zwischen 30 bis 45 Tagen nach der Produktion, bei Schlagobers zwischen zehn bis 14 Tagen.

Willkür im Supermarkt

Greenpeace wirft den Händlern vor, unnötig kurze Haltbarkeitsdaten von den Molkereien einzufordern, um mehr Frische zu suggerieren. Die Willkür führe etwa dazu, dass gleiche Produkte in unterschiedlichen Packungsgrößen abweichende MHDs hätten. Konkret sei dies in Supermärkten bei Butter der Spar-Eigenmarke überprüft worden.

Bei Spar reagierte man empört: Man könne die Vorwürfe von Greenpeace absolut nicht nachvollziehen, erklärte ein Sprecher der Handelskette auf Nachfrage des STANDARD. Sämtliche Buttersorten hätten eine Restlaufzeit von etwa 30 Tagen. Somit sind Schwankungen bei der Mindesthaltbarkeit, die über einige Tage hinausgehen, ausgeschlossen.

Außerdem würden MHDs vom Hersteller selbst festgelegt und orientieren sich daran, bis zu welchem Zeitpunkt alle gesetzlichen und qualitativen Kriterien gewährleistet werden. Beim Joghurt gibt es etwa Vorschriften, welche Kulturen in welcher Konzentration enthalten sein müssen. Das lässt wenig Spielraum für Willkür.

Interesse an langer Haltbarkeit

Als Händler habe Spar ein Interesse daran, dass die angebotenen Lebensmittel möglichst lange halten. Daher hat das Unternehmen jüngst etwa beim Schnittkäse die Prozesse verbessert, um spätere MHDs zu ermöglichen. Spar wirft per Aussendung Greenpeace vor, eine populistische Kampagne mit falschen Tatsachen zu betreiben. Greenpeace steht zu seinen Behauptungen, verlangte eine Entschuldigung von Spar und schlug ein Gespräch vor. Beim Handelsriesen sei man durchaus gesprächsbereit, erklärte der Sprecher.

Man habe jedoch bereits im Juni und Juli zum Thema mit Greenpeace diskutiert und den eigenen Umgang mit Mindesthaltbarkeit dargelegt. Auch Molkereienvertreter weisen den Vorwurf zurück, dass Druck vonseiten der Händler ausgeübt werde.

Johann Költringer von der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter betont, dass das MHD kein Wegwerfdatum ist. Hersteller haften schließlich für sämtliche Qualitätsmerkmale wie Frische und Aussehen, nicht nur für die Genießbarkeit. Einheitliche Regeln bei der Berechnung der Haltbarkeit würden zu noch kürzeren Fristen führen, vermutet Költringer. (Leopold Stefan, 24.8.2017)