Die Familienshow "My Mom Cooks Better Than Yours" könnte ein Format für ORF 1 sein.

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Wien – Gute zwei Tage saß die ORF-Führung auf dem Kahlenberg über Wien zusammen, suchte neue Programme für die "Baustelle" ORF 1, grübelte über die noch fehlenden 20 bis 30 Millionen Euro Einsparungen für das Budget 2018 und über digitale Möglichkeiten, wenn ein neues ORF-Gesetz sie einmal erlauben sollte. Das Ergebnis der ORF-Klausur nach STANDARD-Infos: gute Vorschläge, konstruktive Diskussion – aber keine Entscheidungen.

Lisa Totzauer, Infochefin von ORF 1 und schon lange als Channel Managerin für den jüngeren ORF-Kanal gehandelt, soll bei dem Pitch der Programmideen aus vielen Programmabteilungen etwa "Nationalraten" näher vorgestellt haben. Die Quizshow mit den Spitzenkandidaten vor der Nationalratswahl startet ohnehin schon in drei Wochen.

Auch die "Tagespresse"-Fernsehsatire ist schon fix eingeplant für die "Dienstagnacht" ab 19. September, sie wird kommende Woche offiziell präsentiert.

Ebenfalls schon kommuniziert: Die Rate- und Spielshow "Echt jetzt!?" mit Mirjam Weichselbraun und Andi Knoll ab 27. Oktober – in vorerst vier Ausgaben zu den Schwerpunktthemen "Österreich", "Ablaufdatum", "Bist du narrisch!" und "Männer" für den Freitaghauptabend um 20.15 Uhr in ORF 1. Klingt jedenfalls günstiger als eine große Eventshow für Herbst.

Info-Show kein Thema

Kein Thema war nach STANDARD-Infos jene "bis zu einstündige, stark auf Hintergründe und Internetvernetzung ausgerichtete Informationssendung als Flaggschiff der bereits etablierten ORFeins-ZiBs", die ORF-General Alexander Wrabetz 2016 in seinem Wahlprogramm für seine dritte Amtszeit als ORF-Chef als ein wesentliches Projekt nannte. Dafür fehlt der sinnvolle Sendeplatz – und viel mehr noch das Geld.

Meine Mama kocht besser

Quizformate waren offenbar auch abseits des Nationalratens Thema – das Genre gilt als eher kostengünstig. "Five Golden Rings" etwa, die ITV-Show entwickelten John de Mols Talpa Media und Posessed, mit einem interaktiven LED-Boden. Auf den wird ein Bild projiziert, um das Fragen an zwei Paare kreisen.

"Five Golden Rings" auf ITV.
Ledgo

Ebenfalls unter den Programmvorschlägen für ORF 1: die Familienshow "My Mom Cooks Better Than Yours" von Fremantle, hier ein Promovideo:

"My Mom Cooks Better Than Yours"
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Millionen mehr, Millionen weniger

Die bei der Klausur präsentierten Programmideen aus Sport, Unterhaltung, Info und anderen Abteilungen würden nach STANDARD-Infos zehn Millionen oder mehr zusätzlich kosten. Solange noch 20 bis 30 Millionen für ein ausgeglichenes Budget 2018 einzusparen sind, fällt ORF-General Wrabetz ein "Go" wohl schwer. Zudem vor einer Nationalratswahl, nach der eine neue Regierung neue Ideen für einige ORF-Führungsjobs haben könnte.

Die Budgetverhandlungen 2018 begannen nach STANDARD-Infos (wie schon oft) bei etwa 50 einzusparenden Millionen, sie befinden sich nun offenbar auf halbem Weg. Bis zum 15. November muss der ORF sein Budget dem Stiftungsrat vorlegen; der beschließt es üblicherweise in der Dezember-Sitzung.

Digitale Wünsche

In der digitalen Welt hätte der ORF neben Foren gerne die Möglichkeit für Werbe-Targeting. Die Zeitungsverleger und ihre Onlineportale, gemeinhin skeptisch gegenüber mehr Werbemöglichkeiten für den gebührenfinanzierten Rundfunk, will der ORF mit dem Projekt einer gemeinsamen österreichischen Onlinevermarktungsplattform dafür gewinnen.

Ein Youtube-Kanal des ORF ist bei der Medienbehörde beantragt, aber noch nicht entschieden. (fid, 25.8.2017)