"Holt den Seuchenschutz, der Witzvirus geht um!", zeigt sich der "Spiegel" schwer enttäuscht von "Virus" mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. Die "Süddeutsche" sieht einen "gelungenen Krimi". DER STANDARD überlegt noch, ob ihn Regisseurin Barbara Eder und Autor Rupert Henning da eher nerven oder doch an Münster erinnern. Und Profi-Kieberer Oberst Michael Mimra, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes Wien, lässt die "Tatort"-Folge trotz fachlicher Rätsel und Fehler als "Gesamtkunstwerk" durchgehen.

Die Story in Kürze: Im oststeirischen Pöllau wird ein Asylwerber in einem Steinbruch erschlagen. Der Tote ist im Ort unbekannt, obwohl es den "Fluchthof" gibt, der von einer hiesigen Familie betrieben wird. Und: Er ist mit dem Ebola-Virus infiziert.

Ebola-Referat wie Stand-up-Comedy

"Das ist weniger verfilmte UN-Broschüre, als man meinen könnte, auch weil das Drehbuch von Rupert Henning (Regie: Barbara Eder) voll auf Pointe geschrieben ist", schreibt Katharina Riehl von der "Süddeutschen Zeitung": "Dem Film hilft das, etwa wenn Markus Schleinzer als Einsatzleiter Dr. Rottensteiner auftritt, der ein volkshochschulreifes Referat zur Bedrohung durch Ebola so vortragen kann, als sei es eine Stand-up-Nummer."

Ihr Fazit: "Alles in allem ein sehr ordentlicher Krimi; kann man nächsten Sommer sicher gut wiederholen." Im Vorspann steht "gelungener Krimi".

ORF/Epo Film/Hubert Mican

Gebt den Leuten Moralinsaures!

"Wir wollen unsere ermordete Millionärin wiederhaben!", sehnt sich indes bild.de zu klassischen "Tatort"-Plots zurück. Entsprechend enttäuscht Josef Nyary: "Die ARD liefert mit der Wiener 'Tatort'-Folge 'Virus' lieber ranzige Ideologie, verschwurbelte Gesellschaftskritik und beflissene Lektionen in politischer Korrektheit. Motto: Gebt den Leuten Moralinsaures!"

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Witzvirus geht um

Christian Buß hat mit "Virus" dieses Problem: "Die Dialoge sind derart auf Pointe poliert, dass man das geballte Elend des zugespitzten Flüchtlings-, Dritte-Welt- und Epidemie-Szenarios schnell aus dem Blick verliert."

Der "Tatort"-Spezialist von "Spiegel Online": "Witz und Weltpolitik wechseln einfach in zu schneller Taktung. Das ist vor allem deshalb schwierig, weil im Plot Flüchtlingsfragen mit Aspekten der Seuchenparanoia verquickt werden. Mit dem saloppen Anreißen der großen Themen spielen die Verantwortlichen allerdings Rechtspopulisten in die Hände: Wenn die Flüchtlinge aus Afrika nun auch noch Ebola mitbringen, muss man doch die Grenzen schließen."

Buß vergibt nur 3 von 10 möglichen Bewertungspunkten: "Ein Krimi, der vorgibt, sich mit Folgen des Postkolonialismus zu beschäftigen, um dann in Albernheiten zu versinken, gibt keinen guten Auftakt ab. Holt den Seuchenschutz, der Witzvirus geht um!"

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Es kann nur besser werden

"Es bleibt genug Zeit, um darüber zu sinnieren, ob einen Fellner & Eisner nun eigentlich mit ihren Sätzen, von denen jeder ein Sager ist und eine Pointe hat, eigentlich mittlerweile unsäglich nerven oder ob man sich selbst gestattet, sie in die Nähe des Kultduos Thiel & Börne aus Münster zu rücken", schreibt STANDARD-Kritikerin Birgit Baumann.

Ihr Fazit lässt darauf schließen, dass sie Moritz Eisner und Bibi Fellner da eher nicht in die Nähe von Münster rückt: "Es kann nur besser werden." (red, 27.8.2017)

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