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SPD-Kandidat Martin Schulz trat im ARD auf.

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CDU-Kandidatin Angela Merkel trat eine Stunde später im ZDF auf.

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Berlin – Kanzlerkandidat Martin Schulz (SPD) hat seine Attacke auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zugespitzt. Er nannte Merkel in einem TV-Interview "abgehoben" und "entrückt".

Vier Wochen vor der Bundestagswahl am 24. September und und eine Woche vor ihrem einzigen direkten TV-Duell trafen die beiden indirekt aufeinander, nämlich in zwei separat auf ARD und ZDF am Sonntag ausgestrahlten Interviews.

Schulz' SPD liegt in Umfragen derzeit weit hinter Merkels CDU, der Abstand beträgt etwa 15 Prozentpunkte. Schulz sagte im vorab aufgezeichneten ARD-Interview, dass ihn Merkels Verhalten am Ende ihrer nun dritten Amtszeit an das Verhalten von Ex-Kanzler Helmut Kohl erinnere. Auch der habe Ende der 1990er-Jahre den Kontakt zu seinen Wählern verloren.

Merkel laut Schulz "abgehoben"

"Sie benutzt die Infrastruktur des Bundes für einen Spottpreis, um zu ihren Wahlkampfauftritten zu fliegen", warf Schulz der CDU-Chefin vor. Viele Menschen hätten den Eindruck, "dass Angela Merkel entrückt ist". Außerdem reagiere Merkel auf Provokationen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu zögerlich.

"Das ist eine Art der Abgehobenheit, die mobilisierend für meine Wählerinnen und Wähler im Wahlkampf ist", erklärte Schulz.

Merkel vermied in ihrem ZDF-Interview, das am Sonntag nachmittag aufgezeichnet wurde, jegliches Duell mit Schulz. Bezüglich der Vorwürfe von Schulz betonte sie, dass sie einen Eid geleistet habe, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen. Und diesem versuche sie gerecht zu werden.

Bildung als heißes Wahlkampfthema

Sowohl Schulz als auch Merkel kündigten Pläne an, wie sie Investitionen des Bundes in Schulen umsetzen wollten. Schulz will zwölf Milliarden Euro in Schulen und Kindertagesstätten investieren. Er werde eine Bildungsinitiative vorlegen, um die fehlende Chancengleichheit in Deutschland auf die Tagesordnung zu setzen, sagte Schulz.

Merkel betonte dagegen im ZDF, dass der Bund noch nie so viel Geld für Bildung und Forschung ausgegeben und bereits Milliarden für die Renovierung von Schulen in finanzschwachen Gemeinden und die digitale Ausstattung der Schulen zugesagt habe. (Reuters, red, 28.8.2017)