Berlin – In Hühner- und Putenfleisch aus deutschen Supermärkten finden sich laut amtlichen Untersuchungen vielfach immer noch antibiotika-resistente Keime. Wie das deutsche Agrarministerium auf eine Frage der Grünen antwortete, wurden im vergangenen Jahr bei 208 von 418 Hühnchen-Proben ESBL-Keime nachgewiesen – also bei fast der Hälfte (49,7 Prozent).

Bei Putenfleisch war eine Keimbelastung den vorläufigen Daten zufolge in 178 von 459 der Proben (39 Prozent) festzustellen. Problematisch sind diese Keime nach Angaben des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung, weil sie Enzyme namens ESBL (Extended-Spektrum Beta-Laktamasen) produzieren. Diese machen sie gegen bestimmte Antibiotika unempfindlich.

Mehr kritische Wirkstoffe im Einsatz

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer nannte die Zahl der Funde "erschreckend hoch". Entscheidend sei, den Einsatz von Antibiotika in Tierställen drastisch zu reduzieren und die Hygiene in Schlachthöfen zu verbessern.

Eine zu starke Verwendung von Medikamenten in der Tierhaltung wird seit langem kritisiert. Der Einsatz soll weiter sinken, um die Gefahr von Resistenzen zu verringern. Dafür sind unter anderem Meldepflichten und strengere Vorgaben für Bauern und Tierärzte eingeführt worden.

So hat sich dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zufolge die für die Tiermedizin abgegebene Menge an Antibiotika zwischen den Jahren 2011 und 2016 von 1.706 auf 742 Tonnen mehr als halbiert (minus 56,5 Prozent), gleichzeitig ist aber die Menge der abgegebenen Antibiotika aus der Wirkstoffklasse der Fluorchinolone angestiegen. Diese Antibiotikaklasse ist für die Therapie beim Menschen von besonderer Bedeutung. (red, APA, 13.9.2017)