Die Terrorschutzmauer um den Eiffelturm wird 2,50 Meter hoch. Als Baumaterial wurde hochtransparentes, schusssicheres, 70 Millimeter dickes Glas gewählt.

Rendering: Feichtinger Architectes

"Ich versuchte, die Einzäunung so diskret wie möglich zu gestalten", sagte Dietmar Feichtinger (55). Der Architekt, aus Bruck stammend und in Graz diplomiert, arbeitet seit 1989 in Paris und leitet dort heute ein 35-köpfiges Büro. Über die Landesgrenzen bekannt sind seine elegante Fußgängerbrücke über die Seine und die Renovation des Zugangs zum Mont Saint-Michel am Ärmelkanal.

Foto: Christian Jungwirth

Die Symbolik springt ins Auge. Das höchste, bekannteste und nach Meinung vieler schönste Monument von Paris muss mit einer soliden Einfriedung geschützt werden. Eine Mauer mehr, klagen Hauptstadtbewohner. Doch Bürgermeisterin Anne Hidalgo gibt am Montag den Startschuss für die Bauarbeiten unter Aufsicht des österreichischen Architekten Dietmar Feichtinger, der seit 1989 in Paris arbeitet.

Der Stadtrat hat das Projekt für 20 Millionen Euro abgesegnet. Er will die Anwohner nicht vergällen, die Touristen nicht verängstigen. Aber die Gefahr ist nicht mehr von der Hand zu weisen, seitdem ein – sehr amateurhaftes – Attentatsprojekt eines Jihadistenpaares aufgedeckt worden war. Noch im August, als der Mauerplan bereits beschlossen war, attackierte ein Mauretanier einen unter dem Turm patrouillierenden Soldaten mit einem Messer. Offenbar zieht das 324 Meter hohe Symbol französischer Grandeur mit rund sechs Millionen Besuchern pro Jahr auch Attentäter an.

"So diskret wie möglich"

"Die Auflagen kamen weniger von politischer Seite als von der Polizei", sagte der in Graz aufgewachsene Feichtinger dem STANDARD. "Ausgangspunkt war die Sicherheit, doch ich versuchte, die Einzäunung so diskret wie möglich zu gestalten – und besser als die provisorischen und scheußlichen Bauzäune, die seit der Fußball-EM 2016 die Zone sicherten. Wir haben hochtransparentes und doch schusssicheres, 70 Millimeter dickes Glas gewählt, um die städtische Sichtperspektive frei zu lassen". Auf der Hauptseite zur Seine hin wie auch auf der Rückseite zum Marsfeld wird die 2,50 Meter hohe Abschrankung sein.

Lateral wird die Mauer aus Metallplatten und -gittern bestehen. Die schleusenartigen Zugänge für Warenlieferungen werden durch Wachhäuschen flankiert. Im Umkreis sollen zudem Betonpoller Lastwagenattacken verhindern.

Opposition kritisiert "Festung"

Die konservative Opposition kritisiert den Anblick einer "Festung", hat aber auch keine Alternativen. Twitter-Kommentare stellen den Sinn der Mauer infrage: "Die Terroristen werden sich anzupassen wissen. Granaten, Drohnen ..."

Die vorwiegend älteren und betuchteren Teilnehmer der Anwohnerversammlung waren ebenfalls skeptisch. Ob das nicht "wie ein Gefängnis" wirke, fragten sie. Und ob der Zugang zum Marsfeld nach wie vor frei bleibe. Letztere Frage bejaht die Bauleitung. Und den "Mauereffekt" relativiert sie nicht nur wegen der Verglasung: Seit der Fußball-EM, als das Marsfeld in eine Fanzone verwandelt wurde, sichern mobile Metallschranken das Gebiet um und unter dem Eiffelturm ab.

"Bei der letzten Versammlung der Anwohner hatte ich nicht das Gefühl, dass der architektonische Aspekt kritisiert werde", sagte Feichtinger. "Die Leute wollten eher wissen, wo etwa in Zukunft die Touristencars halten werden. Sie werden nun von der Seite des Marsfeldes entfernt, was ebenfalls den Blick öffnet."

Die Baukosten haben zudem nicht die Hauptstadtbewohner zu berappen, sondern werden auf die Turmbesucher überwälzt. Der Eintrittspreis von 17 Euro für einen Erwachsenen dürfte mittelfristig steigen. Die Glaswand kann "wieder demontiert werden", sagte Feichtinger. "Das wird in vier Jahren entschieden – wohl je nach Entwicklung der Sicherheitsfrage."

Bauarbeiten dauern mehr als sechs Monate

Die Bauarbeiten werden mehr als ein halbes Jahr dauern. Das ist noch gar nichts in Relation zum 1889 eröffneten Turm, der seit Jahrzehnten dauerrenoviert, repariert und entrostet wird.

Mit ihm verglichen hält sich eigentlich auch die Maueropposition in Grenzen: Zu seiner Einweihung war der "300-Meter-Turm", wie er damals hieß, von Dichtern wie Guy de Maupassant oder Alexandre Dumas ein "anmutsloses Skelett", eine "tragische Laterne" oder ein "bis zum Schwindel lächerlichen Kaminschlot" genannt worden. Heute wäre er für niemanden mehr aus dem Pariser Stadtbild wegzudenken. Und daran wird auch eine nicht einmal drei Meter hohe Glaswand etwas ändern. (Stefan Brändle aus Paris, 17.9.2017)