Die Hamas versucht die Flucht nach vorne: Regional isoliert und politisch abgewirtschaftet, unfähig, die Bedürfnisse der Bevölkerung im Gazastreifen zu erfüllen, akzeptiert sie nun die "Empfehlungen" Ägyptens.

Es geht nicht nur um die Bereitschaft, sich der Autorität Ramallahs und Präsident Mahmud Abbas' unterzuordnen, sondern auch um die Sicherheitskooperation mit Kairo gegen Jihadisten: Damit entfernt sich die Hamas wieder ein Stück weiter von ihrer verpönten Muslimbrüder-Identität. Dafür darf sie hoffen, dass die Tür zum Gefängnis Gazastreifen von Ägypten einen Spaltbreit geöffnet wird.

Noch ist der Deal mit der Fatah nicht abgeschlossen, es gibt nur die Absichtserklärung. Man könnte meinen, Abbas habe nun erreicht, was er wollte, als er dem Gazastreifen den Geldhahn aus Ramallah weitgehend abdrehte. Aber so einfach ist die Sache nicht. Der Ball ist jetzt wieder in seinem Feld. Der kranke 82-Jährige, der seine Fatah in die geplanten Wahlen führen muss, hat nur mehr wenig Zuspruch. Seine Zeit geht zu Ende. Mögliche Abbas-Nachfolger bringen sich in Stellung.

Das ist auch der Hamas klar, in der vor kurzem noch jener Flügel im Aufwind war, der nicht auf Abbas, sondern auf dessen Intimfeind Mohammed Dahlan setzt. Auch er bleibt im Spiel. Sowohl Hamas als auch Fatah befinden sich in einer Umbruchsphase. Die einzige Konstante ist die Abwesenheit jeglicher Hoffnung auf einen Palästinenserstaat. (Gudrun Harrer, 17.9.2017)